Bochum. Regie-Star Stephan Kimmig inszeniert zum Spielzeitauftakt am Bochumer Schauspielhaus Anton Tschechows Drama „Onkel Wanja“. Mit Werner Wölbern in der Titelrolle. Auch Peter Lohmeyer steht wieder auf der Bochumer Bühne.

Der Regisseur hatte ein Problem mit Tschechow. Das räumt er ein. Und glaubt nun, es gelöst zu haben. Fünf Mal habe sich Stephan Kimmig als junger Mann Peter Steins berühmte Inszenierung von „Drei Schwestern“ in der Berliner Schaubühne angesehen. „Grauenhaft, zuckrig, klebrig“ fand er es und verstand sie nicht, „die Gemütlichkeit, in der sich alle so wohl fühlen“.

Im Schauspielhaus wird Stephan Kimmig am Samstag mit Anton Tschechows „Onkel Wanja“ die Saison eröffnen. Der 1959 geborenen Star-Regisseur, Faust-, Nestroy- und Rolf-Mares-Preisträger, ist sich jetzt aber sicher, Zugriff auf Tschechow gefunden zu haben: der russische Dramatiker nutze „eine extreme Ran-Zoom-Technik“, er schneide in seinen Dramen ganz nah ran an seine Figuren, um dann wieder in die Totale zu wechseln. Das Drama sei dazwischen in „permanenter Bewegung“, so Kimmig, der darin auch immer die Möglichkeit anderer Alternativen zu sehen glaubt. „Bei Tschechow wird, was eigentlich unmöglich ist, so etwas wie Gegenwart sichtbar.“

Zweidreiviertel Stunden auf der Bühne

Dieser literarisch-dramaturgischen Technik will er nun offenbar seine Bühnenästhetik anverwandeln. Mit einem Bühnenraum (gebaut von Bühnenbildner Oliver Helf), den Kimmig als kleinen „Raum im Raum“ sieht, und in dem er immer wieder mit den Zuschauern „ganz nah ran“ will an die Figuren, die allesamt über die Spieldauer von zweidreiviertel Stunden auf der Bühne anwesend sein werden.

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Im 1899 in Moskau uraufgeführten Stück gerät das friedliche und arbeitsame Zusammenleben von Wanja, gespielt von Werner Wölbern, den Bochumer Theatergängern noch als blendender Hagen Tronje aus den „Nibelungen“ bekannt, seiner Nichte Sonja (Minna Wündrich) und des befreundeten Arztes Astrow (Felix Rech) auf dem Landgut langsam aber sicher aus dem Lot, als Sonjas Vater (wieder einmal an der Königsallee tätig: Peter Lohmeyer), ein berühmter Professor, mit seiner jungen zweiten Frau Elena (Therese Dörr) dort über den Sommer einkehrt. Wanja und Astrow verlieben sich unverzüglich in Elena, Sonja dagegen mag schon lange Astrow, das alles kann natürlich nicht gutgehen. Und dann stellt sich auch noch die Frage nach dem Sinn des Lebens. Und eine Schusswaffe ist im Spiel.