Bochum. . Vier Trickbetrüger haben bei einer Familie in Bochum Bargeld und Münzen im Wert von 20.000 € erbeutet. Die Männer hatten sich mit Ausweisen und Durchsuchungsbeschluss als Steuerfahnder ausgegeben. Das Landeskriminalamt sucht mit Fotos nach den Tätern. Die Opfer sagen, sie wurden dreist überrumpelt.

Es klingelt um acht Uhr morgens am 3. September an der Tür eines Hauses an der Wiescherstraße in Hiltrop. Steuerfahnder geben sie vor zu sein, vier zwielichtig aussehende Gestalten. Dienstausweise zeigen sie, die „täuschend echt“ aussehen, wie der dort lebende 53-jährige Famlienvater erzählt, und einen Durchsuchungsbeschluss des Bochumer Amtsgerichts. Als seine Ehefrau die Türe öffnet, beginnt das Verhängnis. Als die Kriminellen wieder abziehen, sind auch Bargeld und Münzen im Wert von 20.000 Euro verschwunden - und die Bochumer Polizei bilanziert „einen der dreistesten Trickdiebstähle in den zurückliegenden Jahren“.

„Im ersten Moment ist mir nichts aufgefallen“, sagt der 53-jährige Bochumer, dessen Familie Opfer der falschen Steuerfahnder geworden ist, „aber ich habe so etwas auch noch nie erlebt.“ Selbst über seine Rechte hätten ihn die vier Trickbetrüger noch informiert, bevor sie sich in der Wohnung breitmachen. Zwei Männer halten die Tochter und die Ehefrau in der Küche in Schach, zwei weitere nehmen sich den 53-Jährigen vor. Der denkt zunächst noch an nichts Böses, doch als die Männer immer und immer wieder nach weiteren Wertgegenständen, Bargeld und gar Waffen im Haus fragen, „da kamen mir die ersten Zweifel.“ Zudringlicher werden die Eindringlinge. Erst öffnet der 53-Jährige einen Tresor mit Scheck-Karten, dann fällt den falschen Steuerfahndern noch ein zweiter Sicherheitsschrank auf: „Da habe ich gemerkt, dass das keine echten Ermittler sind.“

Flucht mit einem silberfarbenen VW Golf mit Duisburger Kennzeichen

Und bei den Hereingelegten wächst die Beklemmung. Drohungen sollen die Trickbetrüger gegenüber dem 53-Jährigen ausgestoßen haben. „Fürchterliche Angst“ bekommt er auf einmal, um sich, aber vor allem um seine Familie. Die ist gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt und wollte eigentlich noch ein paar schöne freie Tage zu Hause verbringen. „Ich fühlte mich wie gelähmt“, erinnert sich der 53-Jährige. Schließlich legen ihm die Trickbetrüger noch ein Sicherstellungsprotokoll vor über all die Dinge, die sie aus dem Haus mit sich nehmen. Der 53-Jährige kann sich nicht mehr erinnern, ob er das noch unterschrieben hat oder nicht.

Polizei fahndet nach Trickbetrügern

Bei diesem Mann soll es sich um den Haupttäter handeln. Nach Angaben des 53-Jährigen, dessen Familie Opfer der Trickbetüger geworden ist, hatte er zitternde Hände, sprach akzentfrei deutsch, und hatte auffallend viele Narben im Gesicht.
Bei diesem Mann soll es sich um den Haupttäter handeln. Nach Angaben des 53-Jährigen, dessen Familie Opfer der Trickbetüger geworden ist, hatte er zitternde Hände, sprach akzentfrei deutsch, und hatte auffallend viele Narben im Gesicht. © LKA
Die Phantomfotos konnte das Landeskriminalamt aufgrund der guten Zeugenbeschreibungen erstellen.
Die Phantomfotos konnte das Landeskriminalamt aufgrund der guten Zeugenbeschreibungen erstellen. © LKA
Als wahrscheinlich gilt, dass die Trickbetrüger mit ihrer Masche als falsche Steuerfahnder nicht zum ersten Mal im Ruhrgebiet zugeschlagen haben.
Als wahrscheinlich gilt, dass die Trickbetrüger mit ihrer Masche als falsche Steuerfahnder nicht zum ersten Mal im Ruhrgebiet zugeschlagen haben. © LKA
Für die Polizei ist die Tat vom 3. September einer
Für die Polizei ist die Tat vom 3. September einer "der dreistesten Trickdiebstähle in den zurückliegenden Jahren". Das kriminelle Quartett sei durch"eine immens hohe schauspielerische kriminelle Energie" aufgefallen. © LKA
1/4

„Ruf die Polizei“, sagt der 53-Jährige zu seiner Tochter, als die vier Männer das Haus verlassen haben. Die Ermittler des Kommissariats für Wohnungsdelikte haben inzwischen herausgefunden, dass die Trickbetrüger mit einem silberfarbenen VW Golf mit Duisburger Kennzeichen vom Tatort geflüchtet sind. Das Landeskriminalamt hat mittlerweile Phantombilder erstellt, mit denen nach den Männern gefahndet wird. Als wahrscheinlich gilt, dass die Täter mit dieser Masche nicht zum ersten Mal im Ruhrgebiet zugeschlagen haben. Die Bochumer Polizei nimmt unter 0234 / 909-4142 sowie 0234 / 909-4441 Zeugenhinweise entgegen.

Als die „Steuerfahndung“ schellte, erzählt der 53-Jährige, habe er eigentlich sofort seinen Steuerberater anrufen wollen. Dazu kam es nicht mehr. Zuversichtlich ist der Bochumer, dass die Ermittler den Männern eines Tages auf die Schliche kommen werden. Die Polizei will er beim nächsten Mal sofort rufen, wenn Unbekannte vor der Tür stehen: „Das steht fest.“ Und das rät auch die Polizei in solchen Fällen. Der 53-Jährige erinnert sich mit Schaudern noch an den Mittwoch vor zwei Wochen: „In dem Moment, als die im Haus waren, war es schon zu spät.“