Bochum. Ein Schrittmacher hilft nicht nur dem Herzen auf die Sprünge. Auch bei chronischen Schmerzen haben sich die Geräte inzwischen bewährt, schilderten Fachärzte am Donnerstagabend beim WAZ-Nachtforum im Knappschaftskrankenhaus Langendreer.
Jeder fünfte Erwachsene leidet unter chronischen Schmerzen. Wie ein Schrittmacher die Lebensqualität verbessern kann, zeigten Fachärzte beim WAZ-Nachtforum im Knappschaftskrankenhaus Langendreer auf.
200 Leserinnen und Leser füllten am Donnerstagabend die Klinik-Cafeteria – viele von ihnen mit einer mitunter jahrzehntelangen Leidensgeschichte, geprägt von nicht enden wollenden Qualen und nicht mehr zu zählenden durchwachten Nächten.
Ein „Schmerzfreies Krankenhaus“ – so der Titel des Medizinforums – ist das Ziel der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. Bei akuten Schmerzen, etwa bei Operationen, Verletzungen oder Infektionen, haben sie oftmals Erfolg. Vollnarkose oder örtliche Betäubung während eines Eingriffs, schmerzstillende Medikamente bis hin zu einer Schmerzpumpe (Bericht unten): Die Mediziner können den meisten stationären oder ambulanten Patienten die größte Pein ersparen.
Kasse muss bei Indikation zahlen
„Chronische Schmerzen sind ungleich schwieriger zu behandeln“, weiß Oberarzt Dr. Günther Oprea. Klassiker in der klinikeigenen Ambulanz sind dabei Schmerzen nach einem Bandscheibenvorfall.
Vorträge sind im Internet nachzulesen
Die Vorträge des WAZ-Nachtforums können auf der Internetseite des Knappschaftskrankenhauses nachgelesen werden: www.kk-bochum.de
Das nächste Medizinforum in Langendreer findet am Donnerstag, 27. November, statt. Titel: „Wenn einem die Luft wegbleibt.“ Es geht um Erkrankungen der Atemwege und Lunge.
So wie bei Frank Solasse. 2001 erlitt der Informatikkaufmann seinen ersten Bandscheibenvorfall. Nach drei Operationen kehrten die Torturen immer wieder zurück. „Mörderisch“ waren insbesondere die Schmerzen, die ins linke Bein ausstrahlten. Im April wurde dem 42-Jährigen ein Schmerz-Schrittmacher unter die Bauchdecke implantiert. Neuromodulation heißt die Methode, bei der elektrische Stimulationen die Schmerzübertragung durchbrechen sollen. „Es funktioniert. 80 Prozent der Schmerzen im Bein sind weg“, berichtete Frank Solasse beim Nachtforum im Gespräch mit Dr. Oprea.
Junges aber gut erprobtes Mittel
Der Schrittmacher sei ein noch junges, aber schon gut erprobtes Mittel, um chronische Schmerzen zu bekämpfen, bekräftigte Oberarzt Dr. Yaroslav Parpaley. Infrage kämen Patienten, die ein längeres Leiden plagt und bei denen herkömmliche Therapien unzureichend greifen. Ein bis zwei Wochen wird die Elektrode getestet. Haben die Stromstöße Erfolg, wird das Gerät dauerhaft eingepflanzt.
Schmerzfreies Krankenhaus in Bochum-
Gute Nachricht: „Die Kassen müssen den Schrittmacher bezahlen, wenn der Arzt eine Indikation stellt“, so Dr. Parpeley. Schlechte Nachricht: Die Methode funktioniert bislang vor allem bei Schmerzen in Bein und Fuß. Bei Rückenschmerzen zeigen die Elektroden noch nicht die erhoffte Wirkung.
Facharzt rät zur lokalen Betäubung
Sicher ist sicher“, denken sich viele Patienten und wählen für eine Operation die Vollnarkose. Hartmuth Nowak, Facharzt im Knappschaftskrankenhaus Langendreer, plädierte beim WAZ-Nachtforum indes für die örtliche Betäubung.
„Die Regionalanästhesie ist meist schonender für Herz und Kreislauf und verursacht weniger Übelkeit und Erbrechen. Der Patient kommt schneller auf die Beine. Das fördert die Genesung“, so Dr. Nowak. Die lokalen Betäubungsmittel hemmen die Nervenfunktion und führen dadurch zur – verlässlichen – Schmerzfreiheit.
Was bei akuten Eingriffen funktioniert, gelingt auch auf längerer Strecke. Das Betäubungsmittel wird über Katheter dauerhaft an die entsprechenden Nerven geführt. Das gewährleistet eine Schmerzpumpe, die fünf bis sieben Tage den Schmerz ausschalten soll. Reguliert wird die Pumpe vom Patienten selbst: mit einer Art Fernbedienung. „Das Verfahren hat sich bewährt und kann für verschiedene Körperregionen eingesetzt werden“, schilderte Dr. Nowak.