Bochumer genossen die schöne Aussicht vom Haus Frische
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Bochum. Heute erinnert nichts mehr an das Lokal in Stiepel. In der 1930er Jahren war Haus Frische ein beliebter Treffpunkt mit Blick auf das Ruhrtal.
Auf dem „Berg“ in Stiepel, wo die Kemnader Straße sich an ihrem höchsten Punkt in die Kurve legt, bevor sie ins Ruhrtal abfällt, steht ein markantes Gebäude, das die ganze Ecke dort überragt: „Haus Frische“, ein modernes Wohn- und Geschäftsgebäude, das seinen Namen einem einst beliebten Ausflugslokal entlehnt. Zwischen den Einmündungen der Haarholzer und der Hevener Straße lag das alte Haus Frische. Es war weit über die Grenzen Stiepels bekannt.
Spätestens seit den 1930er Jahren hatte sich die Gaststätte im industriell geprägten Bochum als eine der Top-Ausflugsadressen im grünen Süden etabliert. Entstanden war das Haus viel früher; 1857 hatte der Schlosser und Krämer Friedrich Frische dort die erste „Schenkwirthschaft“ eröffnet.
Haus Frische war soziales und gesellschaftliches Zentrum
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Großartig Ausflugsverkehr gab es damals aber noch nicht. Auch war Stiepel, obschon vom Bergbau berührt, immer noch vorrangig landwirtschaftlich geprägt. So war das Haus Frische bei seiner Gründung vor allem als Gastwirtschaft für die Einheimischen gedacht.
Es trug den Beinamen „Restauration zur schönen Aussicht“, und machte ihm alle Ehre. Der Blick ins Ruhrtal war idyllisch-schön im damals noch wenig bebautem Umfeld. Darüber hinaus war Haus Frische ein soziales und gesellschaftliches Zentrum im noch nicht zu Bochum eingemeindeten „Königreich Stiepel“.
Gebäude wurde schon 1977 abgerissen
Es diente als Postagentur, war Vereinslokal, auch nutzten die Turner der „Deutschen Eiche“ den großen Saal als Turnhalle. Da es bis 1919 keine Ärzte in Stiepel gab, hielten die aus den Nachbargemeinden angereisten Mediziner im Haus Frische ihre Sprechstunden ab. Sehr viel später war – bis etwa 1960 – hier das „Alhambra“-Kino beheimatet.
An das Haus Frische erinnert leider nichts mehr, bereits 1977 war das Gebäude abgerissen, die Gegend auf dem „Schrick“ immer dichter bebaut worden. Trotzdem hat sich der Name „Stiepel Frische“ im Bochumer Sprachgebrauch erhalten. Das hat auch damit zu tun, dass „Haus Frische“ Namensgeber der früheren Straßenbahnhaltestelle (Endstelle Linie 5) und der jetzigen Bushaltestelle „Haarholzer Straße“ war, die bis 1978 ebenfalls „Stiepel Frische“ hieß.
Straßenbahnlinie 5 führte zum Haus Frische
Seit der Zeit des Wirtschaftswunders waren überall im Ruhrgebiet Straßenbahnen abgeschafft worden, um Platz für die autogerechte Stadt zu schaffen. Auch in Bochum fielen den Stilllegungswellen Linien zum Opfer fielen; so die Linie 15, die bis Februar 1960 Stiepel mit Hattingen-Welper (über die alte Kosterbrücke) verband und bis 1963 in Gegenrichtung in die Innenstadt führte. Bis dahin gab es auch die Linie 5, die von Bochum bis Stiepel die gleiche Strecke wie die 15 zurücklegte, aber in Stiepel-Frische endete.
Nimmt man Ausflugsführer des Verkehrsvereins aus den 1950er Jahren zur Hand, sind dort machen Routen durch den schönen Bochumer/Stiepeler Süden beschrieben. Immer steht, in Zeiten einer noch nicht allumfassender Motorisierung, der Hinweis dabei: „Rückweg bis Haus Frische, dort Einkehr, Rückfahrt nach Bochum (Linie 5)“.
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