Bochum. . Alle Welt schüttet sich bei der Ice Bucket Challenge Eiswasser über den Kopf. Das erhoffte Spendenaufkommen für ALS-Erkrankte hält sich vor Ort in Grenzen. Die ALS-Ambulanz in Bochum, eine der größten in ganz Deutschland, hat bisher 10.000 Euro erhalten.

Auch er hat es getan. Kürzlich ließ sich Dr. Torsten Grehl einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf gießen. Den Nutzen der „Ice Bucket Challenge“ vor Ort hält der Oberarzt am Bergmannsheil indes für überschätzt: 10.000 Euro spülte das öffentliche Einnässen bisher auf das Spendenkonto der ALS-Ambulanz.

Heiß auf Eis: Weltweit lassen sich Menschen – gerne auch Promis – dabei filmen, wie sie sich Eiswasser über den Schädel schütten. Die spaßige Aktion hat einen bitterernsten Hintergrund: Bei der Ice Bucket Challenge (Eiskübel-Herausforderung) sollen Gelder zur Bekämpfung und Erforschung der Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) generiert werden. In den USA ist dies großartig gelungen. 80 Millionen Dollar wurden seit Juli für die amerikanische ALS Association gespendet. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Jahr waren es 2,1 Millionen Dollar.

8000 Menschen leiden deutschlandweit an ALS

Zahlen, von denen Dr. Grehl (46) nur träumen kann. Seit 15 Jahren leitet der Neurologe die ALS-Ambulanz am Bergmannsheil. Mit 500 Patientenkontakten im Jahr gilt sie als größte neben Ulm, Berlin, Hannover und Jena. 8000 Menschen in Deutschland leiden unter der unheilbaren Nervenkrankheit, die vergleichsweise harmlos beginnt: Der Hemdknopf lässt sich nicht mehr schließen, die Tür mit dem Schlüssel nur noch mit Mühe öffnen. Die Muskelschwäche nimmt einen grausamen Verlauf, der mit Medikamenten zu verzögern, aber nicht zu stoppen ist. Nach der ersten Diagnose haben die Patienten (meist zwischen 50 und 70) noch drei, höchstens fünf Jahre zu leben.

„Gut, dass ALS durch die Eiswasser-Kampagne derzeit viel Aufmerksamkeit erhält“, sagt Dr. Grehl. Der finanzielle Profit für seine Ambulanz sei mit den bislang 10 000 Euro in 10- und 20-Euro-Häppchen jedoch „überschaubar. Es scheint gerade in unserer Region so zu sein, dass man sich zwar allerorten mit Eiswasser übergießt, dabei aber den eigentlichen Zweck aus dem Auge verliert oder ihn gar nicht kennt“, bedauert der Oberarzt.

An die ALS-Ambulanz an der Berliner Charité wurden mehr als eine Million Euro gespendet

Heißt: Eine tolle Idee wird zum verwässerten Internet-Phänomen, das von vielen nur ausgenutzt wird, um sich selbst in Szene setzen. Anders kann sich Dr. Grehl nicht erklären, warum die ALS-Ambulanz an der Berliner Charité über eine Million Euro durch die Ice Bucket Challenge verbuchen konnte: das Hundertfache der Bochumer Spendenbilanz.

Immerhin: Auch die 10.000 Euro kann man am Bürkle-de-la-Camp-Platz gut gebrauchen: etwa für Hustenunterstützer oder Rollstühle für die Patienten. Wer seine Eiswasser-Prüfung mit der gezielten Unterstützung für die Ambulanz verbinden will, spendet an das Bergmannsheil, IBAN: DE77 4301 0111 1352 6530 00, Verwendungszweck: IBC 2014.