Duisburg. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link wurde auf seiner Facebook-Seite gleich sieben Mal aufgefordert ,sich einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf zu kippen. Wie das Stadtoberhaupt damit umgeht.
Ist der Duisburger Oberbürgermeister ein Warmduscher? Es ist eine gehässige Frage, die sich allerdings beim Blick auf seine Facebook-Seite aufdrängt: Dort sammeln sich inzwischen sieben Video-Nominierungen, durch die Sören Link aufgefordert ist, sich einen Kübel Eiswasser über den Kopf zu kippen.
„ALS Ice Bucket Challenge“ heißt der Marketing-Gag für die gute Sache, der sich viral im sozialen Netzwerk rund um den Erdball ausbreitet. Die Spendenkampagne beruht auf einem Schneeballeffekt: Wer aufgefordert wird, nominiert erneut drei Bekannte, die sich dann ebenfalls innerhalb von 24 Stunden einen Eiswasser-Eimer übers Haupt kippen und das Filmchen dazu ins Netz stellen. Verbunden ist die Aktion mit einer Spende für die Erforschung und Bekämpfung einer unheilbaren Nervenkrankheit, die viele nicht einmal stotterfrei aussprechen können: Amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS.
Eisdusche beim „Wort zum Sonntag“
Sie schädigt die Nervenzellen, die für die Muskelbewegungen verantwortlich sind. Rund die Hälfte der Patienten stirbt innerhalb der ersten drei Jahre an der Lähmung der Atemmuskulatur. Die in den USA gestartete Internet-Kampagne verschafft der Krankheit Aufmerksamkeit: Innerhalb eines Monats sollen 60 Millionen Euro an Spendengeldern geflossen sein, inzwischen gibt es auch hierzulande kaum einen Prominenten, von dem sich noch kein Eiskübel-Video im Netz findet. Selbst das „Wort zum Sonntag“ soll heute Abend mit einer Eisdusche enden.
Sören Link dagegen hat die Aufforderungen bisher hartnäckig ignoriert und die Fristen verstreichen lassen. Natürlich muss ein Oberbürgermeister nicht über jedes Stöckchen springen, dass man ihm hinhält. Und natürlich hat er momentan dringendere Themen vor der Brust. Allerdings eilt Link auch nicht gerade von einer Krisensitzung zur anderen: Am Freitag hat er das erste Fass auf der Beecker Kirmes angeschlagen, zuletzt verteilte er Büchereiausweise an Schüler, als sein Sozialdezernent in Walsum vor Fernsehkameras die Zeltstadt verteidigen musste.
Landauf und -ab gießen sich Bürgermeister den Eimer über den Kopf, darunter auch Oberbürgermeister: In Landshut, in Regensburg oder in Wiesbaden berichten Zeitungen darüber. Längst ist die Kampagne zum Medienhype geworden, inzwischen nervt sie viele, vor allem, wenn die Selbstdarstellung vor den guten Zweck rückt. „Irgendjemand muss ja mal diesen Schneeballeffekt stoppen“, erklärte in dieser Woche ein junger Oberstufenlehrer aus Duisburg, übergoss sich, verzichtete auf weitere Nominierungen, und forderte stattdessen seine Fußballmannschaft auf, aus der Mannschaftskasse zu spenden.
Wie andere reagieren
Was am Ende aber eben auch bei Politikern breite Unterstützung findet, ist die auf die Krankheit gelenkte Aufmerksamkeit und der Spendenaufruf. Dass sich dies auch ohne kalte Dusche unterstützen lässt, bewiesen neben Vize-Kanzler Sigmar Gabriel unter anderem auch die OB’s der Nachbarstädte: Thomas Geisel in Düsseldorf reagierte mit einer Spende, ebenso Dagmar Mühlenfeld, die dazu ein Foto von sich beim Eis-Essen auf ihre Facebook-Seite stellte. Auch das erfüllt die Regeln der „Challenge“: Wer auf die Eisdusche verzichtet, spendet einen größeren Betrag, in der Regel rund 100 Euro, an eine ALS-Forschungseinrichtung.
Und OB Sören Link? Wie reagiert der Erste Bürger dieser Stadt auf seine „Herausforderung“? Seinen Duisburger Parteifreunden ist das Prozedere jedenfalls nicht unbekannt: Auch SPD-Geschäftsführer Jörg Lorenz hat die Dusche hinter sich, ebenso die Landtagsabgeordnete Sarah Philipp. Selbst Links eigener Pressesprecher im Rathaus stand unter dem Eimer. Für seinen Chef leitete er am Nachmittag die Antwort auf die NRZ-Nachfrage vom Morgen weiter, nämlich wie der OB denn nun gedenkt, mit den sieben Nominierungen umzugehen: „Er unterstützt die Aktion und wird spenden, sich aber nicht einen Eimer Wasser über den Kopf kippen.“