Bochum. Der ehemalige Fußball-Profi Thorsten Legat hat seine Biographie geschrieben. Darin enthüllt er, dass er als Kind in Bochum-Werne jahrelang von seinem Vater sexuell missbraucht wurde. Die Veröffentlichtung hat bereits hohe Wellen geschlagen. Titel des Buches: „Wenn das Leben foul spielt.“

„Mein Vater war ein Schwein.“ Der Titel von Kapitel 2 ist kompromisslos, geradeaus. Ganz so, wie Thorsten Legat Fußball gespielt hat. Ganz harter Hund. Was folgt, ist erschütternd, ergreifend – und legt den weichen, verletzlichen Kern des Ex-Profi-Fußballers frei.

13 Jahre ist es her, dass der Bochumer seine Karriere als Sportinvalide beenden musste. Seit dieser Woche steht Thorsten Legat wieder in der Öffentlichkeit. „Wenn das Leben foul spielt“ hat er seine Biografie genannt, deren Erstveröffentlichung in der Boulevardpresse hohe Wellen schlägt.

"Mein Vater hat mich fast zerstört"

Die Erinnerungen des 45-Jährigen streifen seine Liga-Stationen zwischen 1986 und 2001 u.a. beim VfL Bochum, Werder Bremen und Schalke 04. Legat (bzw. Autor Hubert Meyer) lästert über die hinterngrabschende Rehhagel-Gattin Beate, beschreibt seinen Ausraster beim VfB Stuttgart, wo er seinen Mitspieler Pablo Thiam rassistisch beleidigte, spießt Dummheiten wie die auf einem Schnellimbiss-Parkplatz auf, wo er Jugendliche mit einem Samurai-Schwert (!) bedrohte. Auch der Nudel-Brüller aus alten VfB-Zeiten wird aufgewärmt: Im Schwabenland wurde Legat gefragt, ob er gerne Spätzle isst. Antwort: „Die habe ich noch nicht probiert. Aber im Allgemeinen mag ich gerne Geflügel.“

Bundesweite Aufmerksamkeit indes findet die (O-Ton) „Lebensbeichte“, die der Bochumer Junge erstmals öffentlich ablegt. Seine schockierende Enthüllung: „Ich wurde als Kind jahrelang sexuell missbraucht.“ Tatort: die Straße Auf den Holln in Werne. Als Fünfjähriger begann das Martyrium. Täter: sein Vater, laut Legat ein saufender und brutaler Tyrann, der auch seine anderen drei Söhne verprügelte, demütigte und rücksichtslos benutzte. Bis zum zwölften Lebensjahr durchlitt Thorsten Höllenqualen, die er im Buch nur andeutet. An den Folgen lässt er keinen Zweifel: „Mein Vater hat mich fast zerstört. Ich wünschte ihm den Tod.“

243 Bundesliga-Spiele

Thorsten Legat absolvierte 243 Bundesligaspiele – davon 107 für den VfL Bochum, für den er von 1984 bis 1991 spielte.

Mit seiner Frau Alexandra und seinen beiden Söhnen lebt der 45-Jährige in Wermelskirchen. Seit einem Jahr trainiert er den Landesligisten 1. FC Wülfrath.

Starker Panzer, wunde Seele

Muskeln sollten als Schutzpanzer dienen. Wie ein Wahnsinniger stemmte Legat schon als Jugendlicher Gewichte, wurde zu dem Athleten, der später in der Fußball-Bundesliga als Vorzeigekämpfer gefeiert, mitunter auch belächelt wurde. Dass und warum sich hinter dem Panzer eine wunde Seele verbirgt, erfahren die Fans nun durch die Biografie.

Vor zehn Jahren starb der Vater. „Mit dem Buch schließe ich endgültig mit ihm ab. Den Thorsten Legat von damals gibt es nicht mehr“, sagt er in dieser Woche bei der Buchvorstellung in der Mayerschen. Im Gespräch mit Ben Redelings erleben die 50 Zuhörer einen Thorsten Legat, bei dem vieles an früher erinnert. Er ist alles andere als ein Medienprofi, rhetorisch – nun ja – bemüht, oft holprig. Doch eines ist Legat mehr denn je: authentisch, aufrichtig. Nein, er habe das Buch „nicht wegen der Kohle gemacht. Ich habe zum Glück genug Geld gespart“. Ja, er wolle den Menschen Mut machen, die wie er Opfer von Missbrauch sind oder waren, betont er im WAZ-Gespräch: Sucht Hilfe! Wehrt Euch! Überwindet die Angst!

Glücklich ist er heute, mit seiner Frau, mit seinen beiden Söhnen. Glücklich ist er auch, sein Buch in Bochum vorstellen zu können. „Ata Lameck, Lothar Wölk, Thomas Kempe und all die anderen Jungs: Hier habe ich die schönste Zeit als Fußballer verbracht. Hier habe ich noch immer jede Menge Freunde.“ Eines würde sein Glück perfekt machen. „Als Trainer habe ich einen Traum“, heißt es im Buch: „Ich möchte einmal den VfL trainieren.“