Bochum.

Am 6. September wir mit „RuhrKunstSzene 2014“ ein besonderes Ausstellungsprojekt im Kunstmuseum eröffnet. Es handelt sich um eine Kooperation der zehn RuhrKunstMuseen. In Bochum werden Arbeiten dreier Künstlerinnen gezeigt, deren Ansatz unterschiedlicher nicht sein könnte. Young-Jae Lee, Hiroko Inoue und Evelina Velkaite stehen exemplarisch für Kunstschaffende, in deren Biografien das Ruhrgebiet als Lebens- und Arbeitsort eine zentrale Rolle einnimmt. Der Gedanke: Es waren und sind gerade jene Künstler, die im Ruhrgebiet geboren wurden, die sich hier niedergelassen haben oder zeitweilig hier wirkten, die gerade den Wandel der Region als wichtige Anregung verstanden haben.

Die Koreanerin Young-Jae Lee ist mit einer Kollektion von über hundert Keramiken vertreten. Auf dem Fußboden im 2. Obergeschoss reihen sich die handgefertigten Stücke, wobei die minimale Veränderung für Lee zu einem unbegrenzten Freiraum wird – Form, Farbigkeit der Glasur, Bemalung geben den Schalen, Gefäßen und Vasen eine nachgerade individuelle Lebendigkeit. Die Kunst-Stücke verändern ihre Erscheinung auch durch das Spiel des Lichts und/oder den Wechsel des Betrachtungsstandortes.

Ruhrgebiet als Impulsgeber

Traumatisiert durch das Erdbeben in Kobe 1995 und erschüttert durch den Tsunami und die Verheerungen in Fukushima, geht die Japanerin Hiroko Inuoe der Frage nach, wie Katastrophen auf Menschen wirken, wie sie deren Wahrnehmung verändern. Fotografien von Landschaften, auch Industrielandschaften des Ruhrgebiets, übermalt Inuoe; die s/w-Motive werden dadurch schwerer fassbar, so dass die von unten beleuchteten Fotografien eine unstete Aura umgibt. Wie als ob in diesen Fotos tödliche Geheimnisse verborgen sind, die man spürt, aber nicht sehen kann.

Die Litauerin Evelina Velkaite ist Malerin, und auf den ersten Blick wirken ihre Bildtafeln wie farbige Spiele mit abstrahierten Motivschnipseln. Aber auch hier gilt: Der erste Blick ist nicht genug. Auch hinter Velkaites Bildern tritt Elementares, Schreckliches hervor, etwa das Motiv von Trümmern eines Flugzeugabsturzes: aufgebrochene Katastrophen, sozusagen, in leichter, ästhetische Farbigkeit festgehalten. Und dadurch umso verstörender in ihrer Rätselhaftigkeit.

Vernissage findet am Samstag statt

Am morgigen Samstag (6. September) eröffnet das Kunstmuseum, Kortumstraße 147, die Ausstellung „RuhrKunstSzene 2014: Neue Heimat Ruhrgebiet“. Beginn 20 Uhr, die Künstlerinnen sind anwesend. Der Eintritt ist frei.

Zur Vernissage sprechen Museumsdirektor Hans Günter Golinski und Ausstellungskurator Sepp Hiekisch-Picard.

„Neue Heimat Ruhrgebiet“ ist eine kleine, aber starke Ausstellung, und nach der Übersichtsausstellung „Additionen der Gegenwart“ und Gregor Schneiders „Kunstmuseum“-Installation das dritte As in Serie, mit dem das Bochumer Museum in diesem Kunstherbst auftrumpft.