Bochum. Vom 5. September an sind die Stadtwerke Bochum gemeinsam mit den Versorgern aus fünf weiteren Ruhrgebietsstädten Alleininhaber des Energiekonzerns Steag. Für 570 Millionen Euro kauft das Konsortium KSBG die zweite, 49-prozentige Tranche. Nun wird ein strategischer Partner gesucht.
Am 5. September werden die Stadtwerke Bochum gemeinsam mit sechs weiteren kommunalen Energieversorgern aus fünf Ruhrgebiets-Städten vollständiger Eigentümer des Energieunternehmens Steag sein. Knapp vier Jahre nach dem Kauf des ersten, 51-prozentigen Anteils hat das Konsortium KSBG am Freitag den Kauf der zweiten Tranche (49 Prozent) beschlossen. 570 Millionen fließen dazu an den Verkäufer Evonik.
Der vertraglich schon Ende 2010 vereinbarte Kauf auch der zweiten Tranche erfolgt gut zwei Jahre vor dem Ende dem letztmöglichen Übernahmedatums (2017). „Mit jedem Jahr, das wir abgewartet hätten, wäre die Übernahme erheblich teurer geworden“, sagt Bernd Wilmert, Stadtwerke-Geschäftsführer und Vorsitzender der Geschäftsführung der Kommunalen Beteiligungsgesellschaft (KSBG). Er geht von einer „Einsparung“ im zweistelligen Millionenbereich aus und hatte sich bereits vor einem halben Jahr gegenüber der WAZ für einen „zeitigen“ Kauf ausgesprochen; „jetzt wo der Markt gut ist, wo die Zinsen niedrig sind und die Liquidität groß.“ Verteuert hätte sich das Geschäft unter anderem, weil Evonik künftig Ausfallzinsen aufgeschlagen hätte.
Keine Millionenausgaben außerhalb des Versorgungsgebiets
Wilmert: „Zudem haben wir als alleiniger Anteilseigner der Steag bessere Gestaltungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung des Unternehmens.“ Auf die Fahnen geschrieben hat sich die KSBG, bis 2020 solle die Steag „die größte kommunale Erzeugungsplattform in Deutschland – sowohl mit konventioneller als auch regenerativer Energieerzeugung“ sein.
Nicht zuletzt dieser Anspruch, aber vor allem die Auslandsgeschäfte des Unternehmens, hatten in Bochum und den anderen beteiligten Städten Dortmund (36 Prozent), Duisburg (19), Essen (15), Oberhausen (6) und Dinslaken (6) Kritiker auf dem Plan gerufen. Sie monierten, dass stadteigene Unternehmen von hoch verschuldeten Kommunen keine Millionenausgaben außerhalb ihres eigentlichen Versorgungsgebiets vornehmen sollten und dass internationale Geschäfte der originären Aufgabe von Stadtwerken, der öffentlichen Daseinsvorsorge, zuwiderlaufen. Die Risiken seien zu hoch, als dass die Kommunen sie tragen sollten.
Erfolg wird vom Auslandsgeschäft abhängen
Stadtwerke-Chef Wilmert argumentiert indes, die Steag-Beteiligung habe sich bislang als lukrativ erwiesen. Mit der Gewinnausschüttung der KSBG, in diesem Jahr fließen 5,5 Millionen Euro nach Bochum, ließen sich die Finanzierungskosten decken. „Die Rendite beträgt acht Prozent, das ist so schlecht nicht.“ Insgesamt bringen die Stadtwerke Eigenkapital von 66 Millionen Euro für die erste und zweite Tranche ein.
Gleichwohl räumt Wilmert ein: „Der Energiemarkt war 2010 hoffnungsvoller als heute. Hätten wir damals die Erkenntnisse gehabt, die wir heute haben, hätten wir sicher einmal mehr überlegt. Trotzdem hat Steag seine Chancen.“ Anführen kann er immerhin, dass die zweite große Beteiligung der Stadtwerke ein Musterbeispiel für die Investition von Kommunen über ihre Stadtgrenzen hinaus ist: Die Gelsenwasser AG, an der die Stadtwerke Bochum zur Hälfte beteiligt sind, hat allein im Vorjahr einen Gewinn von knapp 40 Millionen Euro an Bochum ausgeschüttet.
Was die Steag betrifft, so wird ihr Erfolg nicht zuletzt vom Gelingen des Auslandsgeschäfts abhängen. Gerade dafür ist die KSBG nun auf der Suche nach einem Investor.