Bochum. Zum elften Mal in diesem Sommer öffnete die WAZ Bochum ihren Lesern eine sonst verschlossene Pforte. Rolf Abel, Kai Böhlmann, Daniel Kopetsch und Manuela Winter führen auf der Schachtanlage Robert Müser ein. Bis auf 466 Meter ging es in die Tiefe des Raumes.

Kohle gibt’s keine mehr zu sehen. Schon lange nicht mehr, 1968 wurde die Förderung auf der Schachtanlage Robert Müser eingestellt. Aber dass zum Steinkohlebergbau mehr als das Fördern des schwarzen Golds gehört, lässt sich hier gut demonstrieren. Schacht Arnold, in den die WAZ-Leser Rolf Abel, Kai Böhlmann, Daniel Kopetsch und WAZ-Leserin Manuela Winter an diesem Morgen einfahren, ist einer von noch 17 Schächten, die die Ruhrkohle AG zur Wasserhaltung betreibt.

In mehr als 500 Meter Tiefe schlummern gigantische Pumpen, die 15 Kubikmeter Wasser pro Minute – sieben Millionen Kubikmeter pro Jahr, nach oben fördern und dafür sorgen, dass Bochum und überhaupt das gesamte Ruhrgebiet nicht absäuft. Noch wird das Grubenwasser über Emscher und Lippe in den Rhein geleitet.

In gut 30 Jahren, wenn ein unterirdisches Rohrleitungsnetz alle ehemaligen Gruben und die zwei noch einzigen aktiven Zechen im Ruhrgebiet, Auguste Victoria (Marl) und Prosper Haniel (Bottrop), miteinander verbunden hat, soll es nur noch einen einzigen Austrittspunkt für das Wasser geben – in Lohberg, 50 Kilometer von Bochum entfernt.

„Arnold ist ein ziemlich nasser Schacht“

Dem Wasser am nächsten sind wir, als der Förderkorb zum ersten Mal auf der zweiten Sohle in 170 Meter Tiefe hält. 80 Meter lang ist die mit Rohren und Technik vollgestopfte Strecke. Am Ende steht ein acht Meter dicker Damm inklusive Kontrollschleuse, hinter dem das Wasser steht.

Hier und da plätschert es. Erst recht, als wir weiter in die Tiefe fahren. „Arnold ist ein ziemlich nasser Schacht“, erklärt Markus Froese, als Steiger sozusagen der Chef vor Ort. Wer hier arbeitet, und momentan werden am Schacht an zwei Stellen Ausbesserungen vorgenommen, der kommt am Ende der Schicht meisten nass nach oben.

Wir bleiben trocken nach einem aufregenden Ausflug in die Tiefe des schwarzen Raumes, den die Kumpel in den 1920er Jahren erobert haben und in dem an verschiedenen Stellen Abschnitte der Bergbaugeschichte zu entdecken sind. Die zweite Sohle ist mit Stahlbögen ausgeschalt, weiter unten auf der Wettersohle schützt ein Ziegelmauerwerk riese Lüfter und die Bergleute, die sonst hier zu Kontrollzwecken auftauchen oder um Reparaturarbeiten vorzunehmen. Eine ganz andere Welt.

Pumpen im XXL-Format

Deren Ende für uns bei exakt 466 Meter gekommen ist. Ein bisschen tiefer geht’s zwar noch. Aber das nur noch über eine Treppen- und Bühnenkonstruktion, 80 Meter weiter unten stehen Tauchpumpen im XXL-Format und saugen Wasser an. Tief unter uns dröhnt es unablässig, in der Ritze zwischen Korb und Treppenwerk eröffnet sich ein Blick nach unten. „Da hin kommen Besucher aber nicht“, sagt Elektroingenieur und Abteilungsleiter Uwe Sunderwerth. Zu gefährlich. Hier ist die Endstation einer eindrucksvollen Reise.

Wieder ans Tageslicht gelangt, bleibt denn auch nur eine Frage offen: „Warum sind eigentlich die Arbeitsanzüge der Bergleute weiß?“ Die Antwort gibt es im nächsten Jahr. Denn RAG-Sprecher Christof Beike verspricht: „Wir unterstützen die Aktion der WAZ auch im nächsten Jahr und werden den WAZ-Lesern wieder die Chance geben, in einen Schacht einzufahren.“