Bochum. Der Germanist und Literaturwissenschaftler der Ruhr-Universität Prof. Dr. Ralph können hat eine Studie über Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer vorgelegt. 109 Studienbeginner wurden anonym befragt. Die Ergebnisse machen nachdenklich.

Als kürzlich der Schauspieler Robin Williams starb, erinnerte man sich besonders an seine Darstellung des Lehrers in „Der Club der toten Dichter“. Sogar Caren Miosga stieg in den „Tagesthemen“ auf den Tisch, um an jene Szene zu erinnern, in der Williams eben dies tut, um seinen Schülern den Perspektivwechsel nahezubringen. Ein Lehrer aus einem Hollywoodfilm nur? Ein Lehrer jedoch, dem das Lehren Berufung ist. Prof. Dr. Ralph Köhnen von der Ruhr-Universität hat jetzt ein Buch veröffentlicht, das heutige Deutschlehrer in den Fokus nimmt: „Beruf oder Berufung?“ so der Titel.

Ausgangpunkt waren alarmierende Meldungen über Krankheiten und Frühpensionierungen von Deutschlehrern. Der Beruf ist von verschiedenen Seiten unter Druck geraten: einerseits alte Vorwürfe ob der angeblich so umfangreichen Ferien, zum anderen die offensichtlichen den Arbeitsstrukturen geschuldeten Belastungen, die in angesichts der Inklusionsbestrebungen nicht weniger werden. Doch die Studie betrachtet nicht vorrangig die Strukturen, sondern sucht auch in den ganz subjektiven Dispositionen der Lehrerinnen und Lehrer: warum ergreifen junge Leute den Beruf überhaupt und wie sehen sie sich darin positioniert?

Hier setzt die Studie an, die im Winter 2011/12 an der Ruhr-Universität mit 109 beteiligten Studienbeginnern des Master-of-Education-Faches Deutsch durchgeführt wurde.

Erschreckende Ergebnisse

Gefragt wurde nach Berufseinstellungen, Motivationen, Leistungsaspekten, Freizeitinteressen, Mediengebrauch und -Kenntnissen sowie insgesamt nach den Selbstkonzepten der Lehramtskandidaten.

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Manches, was bei der anonymen Befragung herauskam, ist durchaus erschreckend: So etwa die Erkenntnis, „dass kulturell und wissenschaftlich Ambitionierte lieber ihren Berufsweg außerhalb der Schule einschlagen würden und dass es umgekehrt oft fachlich Desinteressierte sind, die in den Lehrerberuf drängen.“ Dabei seien die, welche den Lehrerberuf als „Notweg“ einschlagen, meist nicht die schlechteren Lehrer, so Köhnen.

Momentaufnahme des Studiums

Ebenso schlimm: die eigenen Medienkenntnisse und selbst die eigene Belastungsfähigkeit wird von den Lehramtsstudenten sehr oft niedrig eingeschätzt.

Die Ergebnisse repräsentieren zunächst eine Momentaufnahme des Studiums. Angelegt ist die Studie deshalb auch als Langzeitprojekt, das im nächsten Schritt per Interviews weitere Einblicke in den Lehrerberuf gewinnen will.

Für Ralph Köhnen ist der Lehrerberuf zur Zeit eine „Herausforderung“. Er glaubt aber, trotz der vielen Schwierigkeiten, dass der Deutschlehrerberuf „nicht nur Risiken, sondern auch Chancen bereithält“.