Bochum. . Die Religionsgemeinschaft der Jesiden will in Kürze auch in Bochum gegen den Völkermord im Nordirak demonstrieren. 1000 Angehörige leben in unserer Stadt. „Wir sind entsetzt über den Genozid, der über unsere friedliebende Gemeinschaft hereingebrochen ist“, sagt Ex-Wattenscheid-09-Kicker Farat Toku.
Über 200 in Bochum lebende Familien mit rund 1000 Angehörigen entstammen der kurdischen Religionsgemeinschaft, die derzeit in ihrer Existenz bedroht wird. Im Nordirak werden die Jesiden, ebenso wie Christen, von der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) brutal verfolgt. 200 000 Jesiden sollen in die Flucht getrieben worden sein. Zehntausende halten sich ohne Wasser und Essen in den Bergen versteckt. Viele Kinder sind verdurstet. 1000 Männer sollen erschossen, ihre Frauen und Töchter als Geiseln verschleppt worden sein, um sie zu Ehen mit Dschihadisten zu zwingen.
„Wir sind entsetzt über den Genozid, der über unsere friedliebende Gemeinschaft hereingebrochen ist“, sagt Farat Toku. Zwischen 2001 und 2007 war er Mittelfeldspieler bei der SG Wattenscheid 09, zuletzt Trainer in Wilhelmshaven. Doch der Sport ist für den 34-Jährigen aktuell kein Thema. „Wir weinen, wenn wir die Fernsehbilder aus dem Irak sehen. Viele unserer Verwandten und Freunde leben in dem Kriegsgebiet. Was sie uns am Telefon und online berichten, ist so grausam und barbarisch, dass man es im 21. Jahrhundert kaum glauben kann“, sagt der gebürtige Bochumer.
„Die Staatengemeinschaft muss jetzt handeln“
Polizei sieht sich gewappnet
Die Polizei sieht sich für die Demo gewappnet. Ihr Sprecher Axel Pütter sagte auf Anfrage:
„Wir werden uns, sobald wir eine Anmeldung vorliegen haben, auf die Situation vorbereiten und auch Kräfte entsprechend einplanen zum Schutz der Demonstration und eventuell zum Schutz einer Gegen-Demonstration.“
Die am Freitag einsetzenden Luftangriffe des US-Militärs auf IS-Milizen dürfen nur ein erster Schritt sein. „Ich habe unsere Politiker angeschrieben. Die Staatengemeinschaft muss jetzt handeln“, so Farat Toku.
Politischen Druck sollen Kundgebungen erzeugen, wie sie zuletzt u.a. in Herford und Essen organisiert wurden. „Möglichst kurzfristig“ wollen die Jesiden auch in Bochum, in der Innenstadt, auf die Straße gehen. „Wir hoffen auf die Solidarität zahlreicher Menschen. Ganz wichtig wäre es, wenn sich auch Islamische Gemeinden beteiligen und ihre Stimme erheben würden“, erklärt Toku und distanziert sich von jeder Gewalt, wie sie vor allem in Herford zu beklagen war. Ein Termin für die Demo soll in Kürze bekanntgegeben werden.