Bochum. . Nicht eine Sekunde habe sie gezögert, erzählt Gabriele Milewski. 5070 Euro in einem Beutel hat die Wattenscheiderin auf offener Straße entdeckt und als ehrliche Finderin zur Polizei gebracht. Die lobt das Verhalten als vorbildlich. Ein Geschäftsmann hatte den Beutel auf seinem Auto abgelegt und vergessen.
Sie wäre sogar fast daran vorbeigefahren: Erst denkt sich Gabriele Milewski nichts, als sie Ende vergangener Woche auf dem Nachhauseweg vom Sport einen schwarzen Beutel mitten auf der Hüller Straße liegen sieht. Und dann habe es doch „Klick“ gemacht, erzählt die 54-Jährige. Sie wendet ihr Fahrrad und sieht sich den Beutel genauer an, auf dem das Logo einer Bank steht.
Weit und breit kein Mensch, es ist abends gegen 20.15 Uhr - und keine Spur vom Besitzer. Milewski öffnet den Beutel. „Ich gucke rein und bekomme einen Schreck: Ich habe auf den ersten Blick gesehen, dass es viel Geld war“, gestückelt in kleinen Scheinen, 50er, 20er, Zehner, Fünfer - und kein Hinweis auf den Eigentümer. Die Wattenscheiderin schließt den Beutel, und radelt zur Polizeiwache, die gleich in der Nähe ist. Gemeinsam mit den Beamten zählen sie den Fund. Sie kommen auf 5070 Euro. „Mein erster Gedanke war: Das könnten die Tageseinnahmen eines Geschäfts sein.“ Keinen Gedanken hat sie daran verschwendet, den Fund nicht bei der Polizei abzuliefern. „Nicht eine Minute, nicht eine Sekunde“, erzählt die ehrliche Finderin, die als Verwaltungsangestellte bei der Suchtselbsthilfe Blaues Kreuz der Evangelischen Kirche in Linden arbeitet.
„Es wird nicht lange dauern, dann wird sich der Besitzer schon melden“, schätzt Milewski noch bei der Polizei. Es dauert eine Dreiviertelstunde: Der Filialleiter eines Supermarkts hatte die Tageseinnahmen auf dem Dach seines Autos deponiert - und war losgefahren. Für die Polizei ein „Klassiker“, sagt Sprecher Volker Schütte. Milewski ist am Donnerstagabend gerade zu Hause und hat ihrem Freund von dem Vorfall berichtet, da klingelt das Telefon und der Besitzer des Geldbeutels ist am Apparat: „Der hat sich fast überschlagen vor Glück“, erzählt die 54-Jährige. Sie machen ein Treffen für den nächsten Tag aus. Und dabei darf Milewski auch ihren Finderlohn entgegen nehmen.
„Das ist so eine Geschichte, die prägt“
Voll des Lobes für das Verhalten von Gabriele Milewski ist die Polizei: Sie habe „hervorragend“ gehandelt, lobt Sprecher Schütte: „Es gibt auch Menschen, die kommen schwer ins Grübeln.“ Milewski hingegen stehe stellvertretend für ein Sprichwort: „Ehrlichkeit währt am längsten. Wir wünschen uns, dass jeder Finder so handelt.“
(Ehrliche) Finder, rät Schütte, sollten sich immer auch in die Position dessen versetzen, der etwas verloren haben. Gabriele Milewski kann das nur zu gut, erzählt sie: Gefunden habe sie vor der vergangenen Woche noch nichts, aber verloren. Als 14-Jähriger kam ihr ein Beutel mit Geburtstagsgeld abhanden, immerhin 130 D-Mark. Es waren ein paar junge Frauen, die sich als ehrliche Finderinnen erwiesen, das Geld entdeckten und bei der Polizei abgaben. „Das ist so eine Geschichte, die prägt“, erzählt Gabriele Milewski, für die ihr Handeln selbstverständlich ist.