Essen. . Das ist die Geschichte von der guten Tat des Turgay Tahtabas zum Osterfest. Am Vormittag des Gründonnerstag findet der Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe 2800 Euro in einem Umschlag mitten auf der Straße in Bredeney - und bringt sie zur Polizei. Überglücklich meldet sich später der Besitzer. Für Tahtabas ist es nicht die erste gute Tat gewesen.

Über Turgay Tahtabas sagt Turgay Tahtabas: „Ich bin ein engagierter Essener.“ Im Integrationsrat der Stadt arbeitet er, sitzt mit im Jugendhilfeausschuss. Vor allem aber ist Turgay Tahtabas eine durch und durch ehrliche Haut: Bei den Essener Entsorgungsbetrieben (Ebe) arbeitet der 47-Jährige als Müllmann. Als „Raussetzer“ arbeitet er am Donnerstagvormittag auf der Küppersheide in Bredeney, holt die Mülltonnen an den Straßenrand, Tahtabas ist allein unterwegs, der Wagen der Ebe folgt im Abstand von etwa einer halben Stunde.

Da stolpert der Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe erst über zwei Briefe am Straßenrand, ungestempelt, mit der Adresse des Absenders, die ganz in der Nähe ist. „Vielleicht hat die der Briefträger verloren“, denkt sich der 47-Jährige. Tahtabas geht mit den Briefen zum Haus, gibt sie bei den Nachbarn ab und läuft weiter.

70-Jähriger hatte die Umschläge aufs Autodach gelegt - und verloren

„100 Meter weiter“, erinnert sich Tahtabas, findet er einen dritten Umschlag - ohne jede Aufschrift. Er geht zurück zu dem Haus und öffnet den Brief vorsichtig mit den Nachbarn. Geld ist drin. Tahtabas ruft die Polizei. Auf dem Revier zählen die Beamten die Scheine: 2800 Euro.

Und sie können auch den Sachverhalt klären: Bevor sich ein 70-jähriger Essener am Morgen auf den Weg nach Düsseldorf machte, legte er die drei Umschläge auf sein Autodach - und brauste davon. In der Landeshauptstadt angekommen dürfte er sein Geld längst abgeschrieben haben. Die 2800 Euro hat der Mann bei der Polizei mittlerweile wieder abgeholt. Für Tahtabas hat er einen 100-Euro-Schein als Finderlohn in der Wache zurückgelassen.

„Ich habe keine Sekunde gezögert“

„Ich habe keine Sekunde gezögert“, erinnerte sich Tahtabas an seine Gedanken beim Anblick der Briefe. Sie einzustecken, wäre für ihn nie in Frage gekommen. Es ist nicht das erste Mal, dass Tahtabas bei der Arbeit entdeckt, was andere auf einmal vermissen. Einen Ehering hat der 47-Jährige mal in einem Keller gefunden, auch ein auf der Straße liegendes Handy fand durch ihn den Weg zurück zu seinem rechtmäßigen Besitzer.

Für Tahtabas ist sein Handeln vom Gründonnerstag eine „Selbstverständlichkeit“. Der 47-Jährige glaubt auch, dass alle seine Kollegen von der Ebe, bei der der Müllmann seit 1991 arbeitet, es genauso gemacht hätten wie er. Nach dem Fund des dritten Umschlags hat Tahtabas weiter gearbeitet, als wäre nichts geschehen.

Seiner Frau wird Tahtabas am Abend noch ausführlich von seinem aufregenden Tag erzählen. Für die beiden geht es am Wochenende auf einen Kurztrip nach Paris - und zu Besuch bei der Tochter, die derzeit ein Austausch-Semester in Amiens absolviert. Die 100 Euro Finderlohn hat sich Tahtabas noch gar nicht abgeholt. Er weiß noch nicht, sagt der Vater von drei Kindern, ob er sie in Paris „schweren Herzens“ ausgeben oder sie sich als Andenken aufheben soll. An den Tag, als er als ehrlicher Finder durch Bredeney lief und 2800 Euro fand. Tahtabas selbst hatte an dem Tag fünf Euro in der Tasche - „großes Geld“, sagt er noch.