Bochum. Die Situation in Bochums ukrainischer Partnerstadt Donezk spitzt sich zu. Nach neuesten Informationen flüchten die Menschen massenhaft aus der Stadt. „Bis zu 100.000 Bürger haben Donezk verlassen“, so der Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer. Bis zu 2000 Separatisten halten sich derzeit in Donezk auf.

Der seit Monaten schwelende, mehr und mehr einem Krieg ähnelnde Konflikt zwischen pro-russischen und pro-ukrainischen Kräften in Bochums Partnerstadt Donezk spitzt sich Tag für Tag zu. Nach neuesten Informationen des SPD-Bundestagsabgeordneten Axel Schäfer flüchten die Menschen zurzeit massenhaft aus der Stadt. „Bis zu 100.000 Bürger haben Donezk bereits verlassen“, sagt Schäfer, der Kontakt zum Generalkonsulat in Donezk hat. Nach Angaben Schäfers halten sich momentan bis zu 2000 schwer bewaffnete Separatisten in Donezk auf; ihre Lager haben sie in Gebäuden, die mit Sandsäcken gesichert sind.

Aus der Stadt im Osten der Ukraine vertrieben wurde mittlerweile auch Bürgermeister Olexandr Lukjantschenko. „Ihm wurde ein Ultimatum gestellt“, berichtet Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz auf Anfrage der WAZ. „Er solle die Separatisten unterstützen, ansonsten könnte es schwierig für ihn werden, wurde Lukjantschenko mitgeteilt.“

MdB Schäfer setzt auf Diplomatie

Mittels Kontakten zwischen den Verwaltungen von Bochum und Donezk und über den Partnerschaftsverein, die Gesellschaft Bochum-Donezk, ist Scholz gut und aktuell unterrichtet: „Mittlerweile wurden auch einige Hilfsdienste eingestellt, weil die Menschen Sorge hatten, dass sie beschossen werden. Es ist alles einfach schrecklich.“

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„Unser humanitäre Hilfe und unser Hilfsgütersammlung in Bochum setzen wir aber auf jeden Fall fort“, sagt indes Monika Grawe, die 2. Vorsitzende der Gesellschaft Bochum-Donezk. Zurzeit sammelt sie Spenden für den nächsten Hilfstransport. Grawe bestätigt, dass die Hilfsangebote der Gesellschaft in Donezk zurzeit weitgehend ruhen. Für die Fahrer des Projektes „Essen auf Rädern“ habe zuletzt Lebensgefahr bestanden. Und auch die Bewohner der „Sonnenstadt“, einem Haus, in dem Straßenmütter mit ihren Kindern leben, seien mittlerweile aufs Land gezogen. „Der Standort in der Nähe des Bahnhofes war einfach zu gefährlich“, so Grawe.

Abgerissen ist in dieser Woche der direkte Kontakt nach Donezk. „Unsere Dolmetscherin Natascha Kaftannikowa ist mir ihrer Enkelin ans Schwarze Meer gefahren. Alle haben nur noch Angst“, sagt Grawe. Ständig seien in der Stadt Raketeneinschläge zu hören gewesen. Bei einem Telefonat Donnerstagabend habe Natascha „nur noch geweint“.

Axel Schäfer setzt trotz der nahezu aussichtslosen Situation immer noch auf den Erfolg der Diplomatie. Außenminister Walter Steinmeier (SPD) suche das Gespräch. Schäfer: „Das Dilemma momentan aber ist, dass die Separatisten die Angebote nicht annehmen.“