Bochum. Das Abitur haben sie geschafft. Einige sogar mit sehr guten Noten. Nun steht Ausbildung und/oder Studium an. Wir haben mit neun jungen Menschen gesprochen. Wir haben gefragt, wie sie im Rückblick ihre Schulzeit bewerten und was sie für den neuen Lebensabschnitt planen: Ausbildung oder Studium?
Das Abitur haben sie geschafft. Einige sogar mit sehr guten Noten. Nun steht Ausbildung und/oder Studium an. Wir haben mit neun jungen Menschen gesprochen. Drei haben an der Heinrich-Böll-Gesamtschule, drei am Neuen Gymnasium und drei am Heinrich-von-Kleist-Gymnasium ihre Schullaufbahn absolviert. Wir haben gefragt, wie sie im Rückblick ihre Schulzeit bewerten, was ihnen die verschiedenen Praktika gebracht haben. Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen absolvieren mehrere.
Darüber hinaus wollten wir wissen: Wie geht es weiter, wie habt ihr euren nächsten Lebensabschnitt geplant? Ausbildung, Studium, eine Auszeit, ein freiwilliges soziales Jahr? Die Antworten zeigen: Die Schülerinnen und Schüler der Klasse von 2014 sind gerne zur Schule gegangen. Einige bedauern sogar, dass die Schulzeit beendet ist. Die meisten wissen, wo der weitere Weg sie hinführt. Auch wenn sie bestrebt sind oder waren, sich nicht direkt nach dem Abitur gleich wieder dem nächsten festgelegten Stundenplan unterordnen zu müssen.
Es sind interessante junge Menschen. So wie Clara Kruse. Sie wurde mit fünf Jahren eingeschult, übersprang dann Klasse 3 und dann kam auch noch der Wechsel von G9 auf G8 dazu. Sie hatte eine verkürzte Schulzeit, hat mit 16 das Abitur gemacht. Eins der besten am Neuen Gymnasium. Sie hat nun das Problem, dass sie für ein Praktikum im Ausland oder ein internationales Jahr schlichtweg zu jung ist. Oder Thomas Hübscher. Der wollte sich mit dem Start in eine Ausbildung oder dem Beginn eines Studiums Zeit lassen. Bewerbungen schrieb er aber – und bekam prompt eine Zusage von der Bogestra. Am 1. August fängt er ein duales Studium an.
Schüler sprechen über ihre Schulzeit und Zukunftspläne
Jan Walburg, Heinrich-Böll-Gesamtschule: Ich habe eine relativ ruhige Schulzeit erlebt, habe oft nur so viel gemacht wie es nötig war. Ich bin in der sechsten Klasse vom Gymnasium auf die Gesamtschule gewechselt, hatte vorher einen Notendurchschnitt von 4,9, dann einen von 1,2. Ich würde gerne Sozialpädagogik studieren oder Ergotherapie, würde mich gerne um schwer erziehbare Kinder kümmern. Auf jeden Fall sollte es etwas im Bereich Gesundheit sein
. Ich liebe es, Menschen helfen zu können. Wenn es mit dem Studium nicht klappen sollte, möchte ich Krankenpfleger werden. Meine Sorge ist dennoch, dass ich nach dem Abitur nicht genau weiß, wo es für mich hingehen soll. Es gibt ein unfassbares Angebot, zigtausende Studiengänge. Die Maßnahmen zur Berufsorientierung im Verlauf meiner Schulzeit haben vor allem dazu geführt, dass ich mich regelmäßig umentschieden habe. Erst sollte es ein Medizinstudium sein, dann etwas mit Psychologie. Wir wurden durch die Schule sehr gut vorbereitet. Es war nicht viel zu viel, aber viel. Wo ich studieren werde, weiß ich noch nicht.
Jennifer Bieber, Heinrich-von-Kleist-Gymnasium: Es gab Gutes und Schlechtes in meiner Schullaufbahn. Phasenweise hatte man das Gefühl, dass man nur für die Schule lebt, Klausuren und Prüfungen vorbereitet. Jetzt fängt es an, dass man seine Zeit anders einteilen kann, dass man Zeit hat, um Freunde zu treffen. Was Praktika und berufsvorbereitende Maßnahmen anbelangt, habe ich festgestellt, dass man weiß, dass man alleine gefordert ist. Ich fand das, was wir an die Hand bekommen haben, ausreichend. Wenn die Schule noch mehr machen würde, wäre das zuviel. Ich möchte Physiotherapeutin werden und hoffe auf eine Zusage an der Hochschule für Gesundheit. Ich mache da schon ein Vorpraktikum. Ich hätte mir gerne etwas mehr Zeit gelassen. Aber auf meinem Studienfach ist ein hoher NC-Wert. Ich will möglichst schnell da rein und nicht erst nach 20 Wartesemestern. Ich freue mich schon darauf. Ich studiere etwas, das ich mag.
Clara Kruse, Neues Gymnasium: Ich bin mit fünf Jahren eingeschult worden, habe die dritte Klasse übersprungen und dann kam noch hinzu, dass von G9 auf G8 umgestellt wurde. Zwölf Jahre Schule hatten meine Eltern ohnehin geplant. So sind es elf geworden. Probleme hatte ich damit nicht. Ich hatte Spaß an der Schule. Am Ende war die Luft etwas raus. Es war eine gute Zeit und gut, dass sie vorbei ist. Mein Sozialpraktikum habe ich in einem inte-grativen Kinderga
rten gemacht. Das war eine wertvolle Erfahrung, aber nicht das, was ich später machen will. Meine Idee, Medizin zu studieren, ist im Berufspraktikum gefallen. Ich war im Krankenhaus. Ich wollte eigentlich nicht direkt nach der Schule mit dem Studium anfangen. Ich wollte was machen, was mich aus Deutschland rausbringt. Mein Problem ist, dass ich mit 16 Jahren kein Praktikum im Ausland machen kann. Man muss älter sein.
Leon Tölle, Neues Gymnasium: Die Schulzeit war im Rückblick echt schön. Einschneidend war die Zusammenlegung des Albert-Einstein-Gymnasiums und des Gymnasiums am Ostring. Ich kam vom Ostring und im Endeffekt muss ich sagen, es war eine coole Zeit, weil jeder so viele neue Menschen kennengelernt hat. Ich finde unsere neue Schule gut, das neue Gebäude hingegen nicht. Ich bin ein bisschen traurig, dass die Schulzeit vorbei ist. Vor diesem Hintergrund wäre G9 besser gewesen. Bei den Praktika bin ich zwiegespalten. Ich finde, dass ist ein wenig alibimäßig, es bereitet nicht so richtig auf den Beruf vor. Mein Sozialpraktikum habe ich im Altenheim gemacht. Das war eine coole Erfahrung. Mein Berufspraktikum habe ich im Jugendschauspielhaus gemacht. Da weiß ich auch nicht, ob mich das wirklich beruflich weiterbringt. Allerdings habe ich gerade eine Bewerbung für Theater total hier in Bochum laufen. Ende Juli weiß ich, ob ich angenommen werde. Ansonsten versuche ich noch für eine gewisse Zeit ins Ausland zu kommen. Eben auch, weil mein Plan ist, nicht direkt nach dem Abitur zu studieren. Ich will mir Zeit lassen. Mir geht es nicht darum, möglichst schnell zu studieren, möglichst schnell Geld zu verdienen. Jeder den ich kenne und der studiert sagt mir, sofort nach dem Abitur anzufangen wäre falsch. Ich hoffe, ich bin befreiter, wenn ich nicht sofort studiere und dass es wegleitender ist, wenn ich ein Jahr Abstand gewinne. Es gibt so viele Möglichkeiten.
Nicole Beucker, Heinrich-Böll-Gesamtschule: Die Schulzeit war ganz okay. Ich habe nie viel für die Schule getan, bin aber, seitdem ich in der Oberstufe bin, gerne zur Schule gegangen. Ich bin nach der zehnten Klasse nur weiter zur Schule gegangen, weil ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste wohin. Ich habe noch keine Ahnung, welche berufliche Richtung ich einschlage. Als Kind wollte ich Tiermedizinerin werden, dann mal Journalisten, auch Fotografin. Auch an etwas auf der sozialen Schiene habe ich überlegt. Mein Praktikum im Kindergarten war dann aber nicht so cool. Gut an der Schule war, dass man jemanden hatte, den man in Fragen zum Thema Beruf ansprechen konnte. Der Schwerpunkt wurde durch die Berufsorientierung gelegt. Ich werde mir meinen Weg suchen und zunächst wohl erst ein Freiwilliges Soziales Jahr machen. Ich weiß aber noch nicht wo. Die Praktika in der Schulzeit waren informativ, haben mir aber keine Wege eröffnet, sondern eher Wege ausgeschlossen. Mal sehen, ob mich mein Weg ins Studium führt. Nicht genau zu wissen wohin, beunruhigt mich durchaus.
Anna Yarmolaeva, Heinrich-von-Kleist-Gymnasium: Der Rückblick auf meine Schulzeit hat positive und negative Aspekte. Schlecht war, dass sich so viele Grüppchen gebildet haben. Das war nicht gut für die Gemeinschaft. Gut waren die Lehrer, die nicht so schlecht sind, wie sie oft gemacht werden. Die Fahrten mit der Schule waren auch alle gut. Die vorbereitenden Maßnahmen auf den Beruf waren aus meiner Sicht dagegen nicht so gut. Die meisten wussten nicht, was sie machen sollen. Der Druck vom Elternhaus war bei mir schon gro
ß, als es um die Zeit nach der Schule ging. Da kamen häufiger die Fragen, was ich machen will, werden möchte. Um ein Jahr länger Zeit für die Berufsfindung zu haben, habe ich mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden. Die Stelle habe ich bereits. Danach bewerbe ich mich an der Evangelischen Fachhochschule. Ich möchte Behindertenpflege studieren. Ich hatte schon eine gutes Gespräch an der Fachhochschule und weiß, dass es da viele Möglichkeiten gibt.
Dustin Heye, Heinrich-Böll-Gesamtschule: Ich war als Schüler eher der Durchschnittstyp. Mit ein bisschen mehr Aufwand, hätte ich in einigen Fächern mehr erreichen können. Ich habe bereits mehr als 20 Mal beworben, hatte auch schon eine Zusage, habe mich dann aber dagegen entschieden. Ich lasse mir noch alles offen: Ausbildung oder Studium. Da ich aber weiß, was Arbeitslosigkeit bedeutet, meine Mutter war arbeitslos, will ich eine gute Entscheidung treffen.
Thomas Hübscher, Heinrich-von-Kleist-Gymnasium: Im Rückblick fiel mir an der Schule vieles leichter als gedacht. In der Klausurphase fiel auf, dass fast alle Lehrer die gleiche Idee hatten: mehr Stoff. Dann hatte ich weniger Zeit für mein Hobby Fußball. Positiv ist mir der Schülerverband aufgefallen. Da hat sich jeder um jeden gekümmert, da war auch auf Stufenfahrten keiner außen vor. Mein Schul-Praktikum hat mir viel gebracht. Ich wusste da aber schon, in welche grobe Richtung ich später gehen will. Ich wollte mir Zeit mit meinem Wechsel zu Studium, beziehungsweise Ausbildung nehmen. Aber wenn ich nun zum 1. August anfange, dann ist das halt so. Ich werde ein duales Studium beginnen. Ich habe die Zusage für eine Ausbildung zum Elektriker für Betriebstechnik bei der Bogestra. An der Hochschule mache ich den Bachelor, eventuell danach den Master. Mal sehen, wie ich mich anstelle.
Paula Hammer, Neues Gymnasium: Die Schulzeit war eine total schöne Zeit. Ich habe mich viel engagiert, war Schulsprecherin. Ich konnte einige Zeit im Ausland verbringen, war in Dänemark, Italien, Frankreich. Die Kursfahrt nach England hat mir geholfen, eine besondere Perspektive zu bekommen. Jetzt bin ich erleichtert, dass die Zeit vorbei ist. In meinem Sozialpraktikum habe ich meinen Berufswunsch gefunden. Ich möchte Sonderpädagogik in Oldenburg studieren. Zunächst mache ich ein Jahr Jugendfreiwilligen Dienst, arbeite mit behinderten Erwachsenen. Dass sich bei mir Ausbildung an Ausbildung reiht, liegt an meiner Art. Ich bin ein Kontrollfreak. Aber es kommt auch Druck durch die Gesellschaft. Ich habe schon Sätze gehört wie: Warum willst du eine Ausbildung machen? Du hast doch ein sehr gutes Abitur gemacht, da musst du studieren.