Bochum. . 48 Jahre lang hat eine Postkarte zu ihrem Empfänger gebraucht. Abgeschickt wurde sie im Juni 1966. von einem Freund des Adressaten. Als die Karte jetzt nach Jahrzehnten ihr Ziel in Bochum-Stiepel erreichte, waren die beiden zufällig gerade zusammen.

Da hat Wilhelm Schmalschläger aus Stiepel nicht schlecht geguckt, als ein Freund ihm kürzlich eine an ihn adressierte Postkarte überreichte. Soweit nichts Besonderes. Das Kuriose aber: Der Poststempel auf der Briefmarke ist datiert auf den 06.06.66, ist also bereits 48 Jahre alt. Doch erhalten hat Herr Schmalschläger die Karte erst jetzt. Wie es dazu kam.

Wilhelm Schmalschläger ist Übungsleiter einer Sportgruppe in Stiepel. Der 67-Jährige berichtet: „Als ich neulich mit meinem Freund Holger auf dem Weg zur Turnhalle war, kam uns unser Kollege Charly entgegen und gestikulierte schon von weitem aufgeregt. Er fummelte eine Karte aus seiner Tasche und hielt mir sie vor die Nase. Als ich den Namen ,Wilhelm Schmalschläger’ im Adressfeld sah, traute ich meinen Augen kaum!“

Zwei kuriose Zufälle

Es stellte sich heraus, dass der Kollege Charly – der eine ausgeprägte Affinität zu Briefmarken habe – ein paar Tage zuvor auf einer Briefmarkenausstellung in Essen gewesen war und rein zufällig auf einem Tisch bei einem Händler besagte Karte liegen sah, die ein Freund Herrn Schmalschlägers im Juni 1966 an diesen verschickt hatte. Ein kurioser Zufall, dass ausgerechnet ein Bekannter des Adressaten genau diese Karte 48 Jahre später auf einer Briefmarkenbörse – auf der Briefmarken zu tausenden gehandelt werden – entdeckt hat.

Kurioser Zufall Nummer zwei: In dem Moment, als dieser Bekannte dem rechtmäßigen Besitzer die Karte (nach 48 Jahren) aushändigen wollte, war der Absender der Karte tatsächlich auch noch zugegen – nämlich der Freund, mit dem Wilhelm Schmalschläger gerade auf dem Weg zum Sport war. „Holger“.

Absender und Adressat sind seit 50 Jahren befreundet

Die beiden Männer, also Absender und Adressat, sind seit 50 Jahren befreundet. „Früher haben wir uns oft Karten oder Briefe geschrieben – telefonieren konnten wir zwar auch schon, aber das war damals ein gängiges Kommunikationsmittel“, erinnert sich Schmalschläger. Das Datum der Karte habe sein Freund damals bewusst gewählt und ihn auch gebeten, die Karte gut aufzuheben (,da sie ja vielleicht mal etwas wert sein könne’).

„Nur leider ist sie dann offensichtlich irgendwo zwischen die Räder gekommen. Und dass sie dann bei Händlern gelandet ist, hat wahrscheinlich was mit dem Datum zu tun“, vermutet der Rentner. Der Post mache er keine Vorwürfe – irgendwann sei die Karte auch in Vergessenheit geraten, „weil nichts wesentliches drin stand“. Den wahren Wert der Karte habe jetzt erst ihre Rückkehr nach 48 Jahren ausgemacht.

Zufall oder Schicksal?

Wie oder wo die Karte vor so langer Zeit verloren ging, lässt sich heute nicht mehr zurück verfolgen, aber dass sie durch eine derartige Verkettung von Umständen doch noch zu ihrem Bestimmungsort gefunden hat, kann doch kein Zufall sein?

„So etwas kommt wirklich nicht jeden Tag vor. Möglicherweise war es doch irgendwie vorherbestimmt, dass die Karte zu mir gelangt“, mutmaßt Schmalschläger.