Anholt. .

„Karte aufheben!“ steht unter dem Gruß auf der Ansichtskarte an Martina Koriath. Dass gerade diese Bitte viele Jahre später für große Heiterkeit sorgen würde, haben die Absender Claudia und Karl-Hermann Neckritz nicht ahnen können, als sie dies notierten. Denn die Karte aus dem türkischen Ephesos war – sage und schreibe – ein Vierteljahrhundert unterwegs.

Als die Ansichtskarte in der vergangenen Woche eintraf, waren Martina Koriath und ihre 20-jährige Tochter Pia – beim Versenden der Karte war letztere noch nicht einmal auf der Welt – etwas erstaunt. „Nanu“, wunderten sich Mutter und Tochter über die Post aus der Türkei. Schließlich war der Absender doch vor nicht allzu langer Zeit erst von einer Afrika-Reise zurückgekehrt. „War Karl-Hermann schon wieder verreist? Und heißt seine neue Freundin auch wieder Claudia?“, fragte Pia ihre Mutter. „Muss wohl“, murmelte diese. Doch dann fiel Pia Koriaths Blick auf den Poststempel: 21. April 1989. Natürlich wurde der Absender sofort per WhatsApp kontaktiert.

„Erst haben wir die Bildseite der Ansichtskarte mit der Moschee Isabey Camii eingescannt und meinen Bruder gefragt, ob er mit der Abbildung einen Ort verbindet“, erzählt Martina Koriath. „Ägypten?“, fragte er zurück. Dann kam mit der nächsten WhatsApp aus Anholt der Tipp: „Abgestempelt am 21. April 1989.“ Da klickte es beim Bruder. „Ephesos – Selcuk“, schrieb er zurück. „Aber er hat zunächst angenommen, die Ansichtskarte sei uns bei Aufräumarbeiten in die Hände gefallen“, erzählt seine Schwester. Dass sie jetzt erst im Briefkasten war, hat auch ihn höchst erstaunt. Klar, dass beim Kaffeeklatsch zum Geburtstag ihrer Mutter jetzt die späte Ankunft der Karte ein Thema war. Dieses Mal musste der Bruder nicht eigens bitten: „Karte aufheben!“