Bochum. Mieses Wetter, nicht ganz so guter Besuch: Dass in diesem Jahr viel weniger Gäste als üblich („nur“ insgesamt 150.000 Menschen) die „Extraschicht“ besuchen würden, konnte man im Dauerregen am späten Samstagabend im Westpark schon vermuten.

Es war dort längst nicht so voll wie in den Vorjahren, obwohl der angestammte Bochumer „Ankerpunkt“ des Industrie-Kulturspektakels natürlich mal wieder mit Theater, Tanz, Musik und Kulinarischem ein im Wortsinn leuchtendes Vorbild für die gesamte Extraschicht abgab.

Einen ersten Aufschlag machte im 14. Extraschicht-Jahr der VfL Bochum – erstmals wurde das Rewirpowerstadion zur Nacht der Industriekultur geöffnet. „Wir sind eine Kulturstätte voller Tradition und regionaler Verwurzelung. Deshalb haben wir die Initiative ergriffen. Höchste Zeit, dass auch wir bei der Extraschicht mitmachen“, bekräftigt VfL-Öffentlichkeitsarbeiterin Andera Peschke.

Mit regem Andrang war an der Castroper Straße gerechnet worden. Was kurz nach 18 Uhr geschah, sprengte die kühnsten Erwartungen. Zu Tausenden strömten die Besucher trotz Dauerregens aufs Stadiongelände. Auf dem zur Partymeile umfunktionierten Parkplatz lauschten sie einem launigen Talk mit VfL-Urgestein Hermann Gerland und Co-Trainer Funny Heinemann (Auszüge gibt’s morgen im WAZ-Lokalsport). Lange Wartezeiten wurden geduldig ertragen, um bei einer Führung einen Blick in die Stadion-Katakomben inklusive Kabine zu erhalten.

BoSys machen Musik im Stadion

Zum Höhepunkt des Abends füllte sich ab 21 Uhr die Osttribüne, vor der eine opulente Bühne aufgebaut worden war. Michael Wurst kennt den Standort als Stadionsprecher allzu gut. Diesmal jedoch griff er als Mitglied der „Bochum All-Stars-Band“ zum Mikro. Mit Kollegen wie Carl Ellis und Melissa Heiduk stimmte er das Publikum auf den Auftritt der Bochumer Symphoniker ein. Dirigiert von Steven Sloane und begleitet von über 100 Mitgliedern aus sechs heimischen Chören, präsentierten die BoSys bekannte Fußballhymnen wie „You’ll never walk alone“ im klassischen Gewand. Ein herausragendes Experiment, ein einmaliges Erlebnis, das nach einer Zugabe 2015 schreit. Die Resonanz jedenfalls war Extraschicht--würdig: Der VfL meldete gestern insgesamt 10.000 Besucher.

Extraschicht in Bochum

1/44

Eine angestammter Extraschicht-Station ist das Bergbaumuseum. Rund 3000 Gäste vergnügten sich hier beim vom Bochumer Veranstalter Michael Retter zusammengestellten Programm. Kleinkunst u.a. mit den Musik-Komödianten von Lost Locos und der verblüffende Akrobat Noah Chorny als scheinbar schwereloser Laternenmann nahm das Publikum für sich ein. Gefeiert wurde – wenn auch unter Regenwolken – im Hof des Museums zu den Klängen der Jim Rockford Band. Draußen bezogen Dutzende Hobbyfotografen vor dem illuminierte Museum Stellung.