Bochum. Der Fitnessraum an der Erich-Kästner-Schule wird nicht nur von Schülern intensiv genutzt. Regelmäßig ist auch eine Gruppe ehemaliger Lehrer da. Sie nennen sich: Vitte Panta.

Jetzt wäre auch Wolfgang Richter überzeugt. Ganz bestimmt. Er war bis 2003 Schulleiter der Erich-Kästner-Schule und lange dagegen, dass an „seiner“ Schule ein Fitnessraum entsteht, ein Gesundheitsprogramm fest verankert wird. „Er hatte die Befürchtung, dass es nicht nachhaltig genug sei“, sagt Wolfgang Stein. Er war bis 2003 Lehrer für Sport und Mathematik an der Schule und Ideengeber für den Fitnessraum. „Das war ein Kampf gegen Windmühlen. Die Schulleitung, also Wolfgang Richter, und auch die Bezirksregierung Arnsberg haben das Projekt boykottiert.“

Stein sagt es mit einem Schmunzeln. Er steht im Fitnessraum der Schule. Der ist untergebracht in einer Turnhalle, die aufwändig und mit Geldern des Konjunkturpaketes II auf Vordermann gebracht worden ist, und ein echtes „Schmuckstück“ geworden ist. „Eine schickere Halle finden sie nicht in der Umgebung“, sagt Stein. „Das Thema Gesundheit ist aber nicht erst dadurch an der Schule schon ganz lange ganz fest verankert und wird es immer sein.“ So weit zur Nachhaltigkeit.

Turne bis zur Urne

Würde Richter noch leben, er wäre vielleicht inzwischen so überzeugt, dass auch er bei den „Vitten Pantas“ aktiv wäre. Das ist eine Gruppe von ehemaligen Lehrern der Schule, die sich regelmäßig im Fitnessraum treffen, zusammen Sport machen, sich fit halten, sich auch austauschen und den Erhalt des Fitnessraumes mitfinanzieren. 30.000 Euro hat die Gruppe seit ihrem Bestehen bereits aufgebracht. „Turne bis zur Urne sage ich gerne mal dazu. Keiner der Teilnehmer ist unter sechzig Jahre alt. Die älteste ist Margret Schröter, sie hat die achtzig schon erreicht“, sagt Stein, der froh ist, dass seine Arbeit durch Sportlehrer Markus Truhlar fortgesetzt wird.

Der bringt neue Ideen ein und ist ansonsten froh, dass der Fitnessraum nach dem Umzug der Schule neu gestaltet worden und so gut ausgerüstet ist, dass sich die Schülerinnen und Schüler die Gebühren für ein „normales“ Fitnessstudio getrost sparen können. Alle Schüler ab dem 7. Jahrgang absolvieren ein regelmäßiges Gesundheitsprogramm mit Bewegungs- und Ernährungserziehung. Inzwischen ist ein Gesundheitsclub eingerichtet, für den Schülerinnen und Schüler als Fitness-Coaches ausgebildet werden.„Es ist verpflichtend für Lehrer“, sagt Stein, „dass sie mit ihren Klassen in den Fitnessraum gehen und die Programme durchlaufen. Das Konzept ist auch für die Kollegen, die nicht so sportaffin sind, mundgerecht vorbereitet.“

Fortbildung in der Freizeit

Dass das dennoch durchaus Probleme beinhaltet, stellt er gar nicht in Abrede. „Die Lehrerfortbildung muss ständig laufen. Lehrer kommen und gehen. Zur Fortbildung bleibt aber zudem nur in der Freizeit der Lehrer Zeit. Da muss man auf das Verständnis der Kollegen bauen.“ Im Zweifelsfall hilft die Geschichte von Wolfgang Richter und seinen Bedenken.