Altenbochum. Stadt informierte über Pläne, lud nur kaum jemanden dazu ein. 100 Bürger kamen dennoch

War die Bürgerversammlung der Bezirksvertretung Mitte durch die Gemengelage von Politik und Fachämtern nur nicht öffentlichkeitsgerecht vorbereitet? Oder war das Absicht? Diese Frage drängte sich bei der ersten Bürgerversammlung zum Bebauungsplan 950 auf, der eine Wohnbebauung des Innenbereiches der ehemaligen Maria Montessori Schule zwischen Liebfrauenstraße und dem Kreuzkamp vorsieht (s. Kasten).

Gut 100 Leute drängten sich in einen Raum des katholischen Gemeindezentrums an der Bruchspitze, der eigentlich nicht mal für die Hälfte der Besucher Platz hat. Es kursierten zudem zwei Entwürfe der Überplanung, die erst kurz vorab im Internet abrufbar waren. Eine Einladung der Bürger über die Medien sowie durch Auslage an öffentlichen Stellen im Stadtteil fand zudem nicht statt.

Folge: der größte Teil der Bürger lud sich über Mundpropaganda ein und war – ob der vermuteten Geheimniskrämerei – entsprechend emotional geladen. Schließlich ging es vielen darum, dass die vom „TV Frisch-Auf Altenbochum“ ständig genutzte Turnhalle im Innenbereich langfristig erhalten bleibt (möglichst mit Bestandsschutz).

Heldt-Aussage löst weitere Ängste aus

Die Aussage von Moderator Dieter Heldt (Bezirksbürgermeister-Mitte) half da wenig: „Nach dem Willen der Politik soll die Turnhalle zunächst erhalten bleiben. Vor einer Bebauung muss der Investor in Altenbochum Ersatz schaffen.“ Sie löste eher weitere Ängste aus. Denn: viele heutige Nutzer sahen zu weite Wege zu den Veranstaltungen.

Martin Dabrock, zuständiger Sachgebietsleiter im Planungsamt, stellte den ersten Entwurf der Bebauungsplanung vor. Dieser sieht auf 11 000 Quadratmetern drei Sektoren vor, auf denen bis zu sieben dreigeschossige Häuser in verdichteter Bauweise errichtet werden können.

Die meisten Bürger sind gegen eine Bebauung

Ein Bereich ist die Turnhalle. Der zweite Sektor umfasst den heutigen Bolzplatz. Gegen dessen Abriss und Neubau an anderer Stelle (ebenfalls durch einen Investor) waren ebenfalls viele, wegen des hohen Freizeitwertes. Hier äußerten besonders auch die Jugendlichen von den Pfadfindern ihr Interesse.

Eine Grünfläche im Bereich Kreuzkamp ist der dritte Sektor. Hier waren vor allem die direkten Nachbarn dagegen, da dort nicht nur Häuser, sondern auch versiegelte Abstellflächen für eine Gesamtbebauung der drei Sektoren angedacht sind. Folge, so eine Anwohnerin: „Das bringt erhebliche Entwässerungsbelastungen für die Nachbargrundstücke.“ Wie schwerwiegend das ist, zeigte der Starkregen eine Woche vorher: Viele Keller standen bis hin zum St. Anna-Stift unter Wasser und mussten mit Hilfe der Feuerwehr über Stunden ausgepumpt werden. Forderung: vor eine möglichen Bebauung muss die Kanalisation erneuert werden.

Fazit: Die meisten Besucher wollten, dass – mit mehr Pflege durch die Fachämter – alles bleibt wie es ist. Dem steht gegenüber, dass alle Parteien in der Bezirksvertretung Mitte für die Überplanung waren, obwohl am Abend die CDU mit anderen Aussagen die Stimmung weiter anheizte.

Noch kein Investor

Einen potenziellen Investor soll es nach Aussagen von Dabrock nicht geben. Dafür war manche Planungsaussage, die zumeist den Rückfragen nicht standhielt, schon sehr konkret. Zum Beispiel die verdichtete Wohnbebauung, die die Bürger an Gebäude an der Immanuel-Kant-Straße erinnerte, und die zwei Planungsentwürfe, die unterschiedliche Grenzflächen für die Bebauung vorsehen.

Info: Die Bürgerversammlung ist Teil des beschleunigten Planungsverfahrens zum Bebauungsplan Nr. 950 – Liebfrauenstraße. Der derzeitige Entwurf ist im Technischen Rathaus, Hans-Böckler-Straße 19 einzusehen. Öffnungszeit: Montag bis Mittwoch 8-16 Uhr, Donnerstag 8-18 Uhr, Freitag 8-13 Uhr.

Ein schriftlicher Widerspruch zum derzeitigen Entwurf muss bis zum 16. Juli per Brief oder E-Mail (amt61@bochum.de) eingehen. Eine Niederschrift im Amt ist ebenfalls möglich.