Bochum..
Im Strudel der sich rapide verändernden Schullandschaft drohen die Bochumer Hauptschulen komplett zu versinken. Gab es vor fünf Jahren noch neun gut funktionierende über das Stadtgebiet verteilte Hauptschulen, sind es heute mit der Lieselotte-Rauner-Schule in Wattenscheid und der Werner-von-Siemens-Schule im Rosenberg-Viertel gerade noch zwei Hauptschulen. Vier weitere Hauptschulen nehmen keine neuen Schülerinnen und Schüler mehr auf, sie gelten als auslaufend.
Seit vielen Jahren mit rund 400 Schülern sehr stabil präsentiert sich die Werner-von-Siemens-Schule im Rosenberg-Viertel. Dabei wurde ihr seinerzeit schon eine drastisch sinkende Zahl von Anmeldungen vorhergesagt. Als Funktionslehrer zuständig für Organisation und Schulentwicklung ist Ralf Schomann. „Bereits vor gut einem Jahr haben wir uns für das Primus-Projekt beworben, welches durchgängiges gemeinsames Lernen von der 1. bis zu 10. Klasse bei uns ermöglichen sollte.“ Dieser Vorschlag, der bereits mit einem Konzept-Entwurf verbunden war, sei jedoch von der Stadt Bochum als Schulträger abgelehnt worden. Denn nur der Schulträger hätte die Bewerbung für dieses Projekt nach Düsseldorf schicken können.
Es gibt kein Patent-Rezept
Während links und rechts Hauptschulstrukturen wegbrechen, behauptet sich die Werner-von-Siemens-Schule gut. Es gebe kein Patent-Rezept aber ein System, das hinter diesem Erfolg stehe, verrät Schomann. Er zeigt auf zwei Sticker, die in seinem Büro hängen: Auf dem einen steht: „Wir kümmern uns“ und auf dem anderen „Wir machen mehr als Schule“. Für ihn steckt in diesen einfachen Schlagworten beinahe mehr als in ausgeklügelten pädagogischen Rezepten.
Es gehe darum, Kinder und Eltern so zu nehmen, wie sie an die Schule kommen. Der Auftrag sei auch ein Stück Erziehung: Wie dieses Prinzip im Schulalltag aussieht, lässt sich mittags in der funkelnagelneuen Schulmensa beobachten. Dort kümmert sich Ulrike Reinecke. Früher machte sie es ehrenamtlich. Schließlich lernten ihre drei Kinder an der Schule. Jetzt hat sie einen festen Job und ist so etwas wie eine „Mutter der Kompanie“. Ihre direkte Art kommt an und es ist trotz rund 20 Currywurst-mit Kartoffel-Ecken speisender Schüler auffallend ruhig in der Mensa.
Ralf Schomann weiß, dass Schwerpunkte wie die Lernwerkstatt allein, die die Abbrecherquote in der Ausbildung von 30 % (Schnitt der Handwerkskammer Dortmund, bundesweit liegt sie sogar bei 50 %) auf nur zehn Prozent gesenkt hat, die Zukunft nicht sichert: „Es wäre bedauerlich, wenn eine Schule mit einem solchen Netzwerk geschlossen würde.“