Bochum. Seit 1987 geben Harley-Davidson-Fahrer aus dem gesamten Revier im „Ruhrpott Chapter Germany“ Gas. Am kommenden Wochenende brechen die Motorradfreunde gen Köln auf, wo bei der „Harley Dome Cologne“ Hunderte Fahrer erwartet werden.

Ja, das Alter kommt hin. Gerhard Fritsche ist 60, Detlef Böhmer 57: ein Lebensabschnitt, in dem manche beruflich erfolgreichen Männer die Midlife Crisis längst nicht überwunden haben, sich in enge Lederkleidung zwängen und auf einem Motorrad Gas geben. Motto: Das kann doch nicht alles gewesen sein! Auch das mit dem Job passt: Fritsche ist Architekt, Böhmer führt einen gutgehenden Gartengeräte-Verleih.

Als Laune sinnsuchender Wechseljahre indes lassen sie ihre Passion nicht gelten: Ihre Harley Davidson, das ist Leidenschaft. Lust. Lebensgefühl.

Genießen statt Rasen

„Ruhrpott Chapter Germany“: So heißt der 87 Mitglieder starke Motorradklub, in dem Gerhard Fritsche (als „Director“), Detlef Böhmer und 85 weitere Harley-Liebhaber dem Kultmotorrad aus den USA frönen. 1987 in Bochum in der „Steel Factory“ an der Essener Straße gegründet, kommt die Hälfte der Mitglieder bis heute aus unserer Stadt. Die übrigen Harley-Enthusiasten brausen aus dem gesamten Revier und vom Niederrhein herbei – insbesondere sonntags, wenn das Chapter zu seinen wöchentlichen Ausfahrten startet. Vorgestern ging’s zum Drachenfels in Königswinter am Rhein.

Einsatz für Kinder mit Muskelschwäche

Jährlich am 1. Mai veranstaltet der Klub den „Ruhrpott-Run“ mit über 1000 Harley-Fans auf der Wasserburg Kemnade. Der Erlös des Saisonauftakts – in diesem Jahr zum neunten Mal – ist für Kinder mit Muskelschwund (Aktion „Benny & Co“) bestimmt.

Das angestammte
Harley-Treffen im Sommer am Tarm-Center wechselt laut Ruhrpott-Chapter nach 17 Jahren am 10. August zur Henrichshütte Hattingen.

Alle Infos
im Internet auf www.ruhrpott-chapter.de

Rasen ist Frevel. Genießen ist Trumpf. Anders als andere, mitunter in Verruf geratene Motorradklubs verstehen sich die Harley-Fahrer als freundliche, zuvorkommende Verkehrsteilnehmer. „Mit kriminellen Gangs haben wir nichts, aber auch gar nichts am Hut“, betont Gerhard Fritsche. Freundschaft (im Chapter ebenso wie unter den über eine Million Mitgliedern der Harley Owners Group, HOG) und Zusammenhalt sei das, was zählt – und, klar doch, dieser unverwechselbar satte Sound des Feuerstuhls, die Detlef Böhmer schwärmen lässt: „Du fährst keine Harley, du lebst es!“

Mit 20 Maschinen zum Geburtstag

Bei Kosten von 40.000 Euro und mehr für eine Maschine samt Zubehör ist Harley-Fahren kein ganz billiges Vergnügen. „Wir sind aber alles andere als Klub der Anwälte, Architekten und Ärzte. Bei uns ist fast alles vertreten“, sagt Gerhard Fritsche – auch wenn das Durchschnittsalter mit plusminus 50 für einen Motorradklub bemerkenswert ist. Ältestes Mitglied ist Klaus Keller mit jugendlichen 74 Lenzen. Nesthäkchen ist Leonie Rehbock (20), eine von immerhin 21 Mädels.

Mit über 20 Maschinen macht sich das „Ruhrpott-Chapter“ am kommenden Wochenende erneut ins Rheinland auf. Zur Feier des 111. Geburtstags der US-Marke treffen sich Hunderte Biker beim „Harley Dome Cologne“ in Köln. In der Domstadt herrscht statt Angst Vorfreude. Typisch Harley: Der Kölner Polizeipräsident hat die Schirmherrschaft übernommen.