Bochum. In der Zeche Hannover läuft noch bis zum 7. September die Ausstellung: Einfach anders - vom Wandervogel bis zum Steampunk. Es geht um jugendliche Subkulturen.

Der Mann trägt Zylinder mit integrierter Brille sowie weißes Hemd mit Weste. Die Waffe, die er lässig geschultert hat, ist so offensichtlich unecht, dass klar wird, dass es sich um eine „Verkleidung“ handelt. Noch offensichtlicher wird es bei seiner Begleitung. Sie trägt eine Corsage zu einem weit schwingendem Rock.

Die beiden gehören zu den Besuchern der Ausstellungseröffnung im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover. Gleichzeitig sind sie „Teil“ der Ausstellung. „Einfach anders. Vom Wandervogel bis zum Steampunk“ heißt sie (bis 7. September). Die beiden sind Steampunker, gehören zur aktuellen Ausformung der jugendlichen Subkulturen im Ruhrgebiet. Sie stehen in einer Reihe mit den Wandervögeln, Edelweißpiraten, der Swingjugend, den Halbstarken und Punks. Die Ausstellung beleuchtet den Wandel der Jugendkulturen im Revier. Sie macht das mit jeder Menge Ausstellungsstücken. Zum Beispiel einer Fellweste der Bochumerin Gudrun Pluta aus dem Jahr 1967. Sie trug sie Ende der 60er auch bei Demonstrationen. „Eine echte 68erin war ich damals aber nicht – auch wenn ich überall dabei war.“

Kulturen oft Spiegelbilder ihrer Zeit

Zwei Jahre hat das LWL-Museumsteam das Projekt vorbereitet, hat viele Interviews mit Zeitzeugen geführt. Viele kommen in Einspielern zu Wort. „Sie haben für ihre besondere Kultur gebrannt“, sagt die Kulturwissenschaftlerin Katarzyna Nogueira. Sie hat die Interviews geführt und bringt so Kultur in den Fokus, die sonst meist nicht im Rampenlicht stehen. „Subkulturen“, sagt Dieter Gebhard, Vorsitzender der Landschaftsversammlung im LWL, „die von Jugendlichen getragen werden.

Diese Kulturen sind oft Spiegelbild ihrer Zeit. Sie zeugen vom Ungestüm der Jugendlichen und dem Ausbrechen aus festgefahrenen Bahnen. Der Ausstellungstitel ist daher klug gewählt. Er bringt den kleinsten gemeinsamen Nenner aller jugendlichen Subkulturen auf den Punkt. Einfach anders sein zu wollen, ist das wesentliche Merkmal fast aller Jugendkulturen.“