Es fing an mit einem Fahrrad mit Anhänger. Vor 80 Jahren gründete Josef Dewender in Bochum sein Lebensmittelvertriebsgeschäft. An diesem Dienstag feiert das Unternehmen, dass Gründer-Sohn Hans-Josef Dewender zu einem mittelständischen Betrieb mit 150 Beschäftigten entwickelte, Geburtstag.
Der Senior-Chef hat eine Schwäche für Nostalgisches. Im Konferenzraum stehen ausrangierte Büromaschinen und auf dem Hof eine schmuck aufbereitete Volvo-Zugmaschine samt Auflieger aus den 1960er Jahren. Hans-Josef Dewender mag diese alten Stücke. Von Gestern ist er deshalb nicht.
Im Gegenteil. Der 71-Jährige hat aus einem kleinen Lebensmittelvertrieb, den 1933 sein Vater gegründet hat, ein mittelständisches Unternehmen mit 150 Beschäftigten, 50 modernen Kühlfahrzeugen, reichlich Lagerplatz und einem stattlichen Jahresumsatz aufgebaut. Wie hoch der genau ist? „Das veröffentlichen wir nicht“, sagt der Senior-Chef und schmunzelt. Aber da Vertriebs-Experte Martin Anke von neu abgeschlossenen Verträgen etwa mit den Jugendherbergen im Rheinland berichtet und die Lagerkapazität vermutlich bald wieder an ihre Grenzen stößt, dürfte es gut gehen an der Darpestraße.
Unternehmensdaten
Mehr als 9000 Artikel umfasst das Vollsortiment der Lebensmittelgroßhandlung Josef Dewender. Etwa 500 Lieferanten versorgen den Bochumer Betrieb mit Waren, die dieser weiter verteilt.
Die Lagermenge wird jedes Jahr 18 Mal umgeschlagen. Die Lieferquote liege bei etwa 99,9 Prozent. So gut wie alles, was von der Branche gewünscht wird, werde geliefert.
„Früher gab es allein in Bochum 25 Lebensmittelgroßhändler“, sagt Hans-Josef Dewender. Heute sind es noch zwei. Niggemann hat sich auf die Gastronomie spezialisiert; die Firma Josef Dewender, der Speziallieferant für Großküchen, auf die Gemeinschaftsverpflegung: Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten, das sind die Kunden des Unternehmens, das heute seinen 80. Geburtstag feiert. Einen großen Bahnhof gibt es nicht. Was nicht am mangelnden Wohlwollen des Inhabers liegt, der wie ein sympathischer Patriarch wirkt, als vielmehr am Geschäft. Das kennt keine Pause. Zeit und Zuverlässigkeit sind in der Branche neben Preis und Qualität die zentralen Kriterien.
Von Sonntagmorgen um neun bis Freitagabend um acht hat der Betrieb direkt neben der A40 Richtung Essen mit seinen Trocken-, Kühl- und Tiefkühllagerhallen ununterbrochen geöffnet. Und die Betriebsfläche von 120 000 m² lässt noch reichlich Platz für Anbauten. Hunderte Tonnen Ware werden jeden Tag angeliefert, verteilt und in die ganze Republik gefahren. Die weißen Dewender-Lkw sind immer auf Achse – am Wochenende wegen der Frischware mit Sondergenehmigung. Umgeschlagen werden Mengen, die ohne Computer nicht mehr zu bewältigen wären.
Und wenn nach Dienstanschluss ein Anruf in der Zentrale eingeht, weil ein Krankenhauskoch vergessen hat, zehn Becher Heringsstipp zu bestellen, ist der Seniorchef persönlich am Apparat. Hans-Josef Dewender ist auch sonntagmorgens um sechs vor allem eines: Dienstleister. Die Fortsetzung des Familienbetriebs ist gesichert. Christoph Dewender (47) entscheidet als Technischer Betriebsleiter die Geschicke mit. Er teilt die Liebe des Seniors zum Geschäft und dessen nostalgische Ader. Einen alten Deutrans-Laster aus der DDR hat er restauriert. Und wenn Not am Mann ist, könnte sich der Junior selbst hinters Lenkrad eines Lkw klemmen. „Ich bin schon als Achtjähriger gerne auf dem Wagen mitgefahren.“ Diese Leidenschaft ist geblieben.