Bochum. Das „Hope Theatre Nairobi“ tritt zum ersten Mal in Bochum auf. Das Ensemble des Österreichers Stephan Bruckmeier bietet eine multimediale Bühnenshow mit kritischem Schauspiel, Musik und Tanz. Das aktuelle Stück „The Fair Trade Play“ thematisiert die Handelsbeziehungen zwischen Afrika und Europa.

Hört ein Westeuropäer von den Slums in Nairobi, die an einer großen Müllkippe liegen, steigen in seinem Kopf nicht selten bestimmte Bilder auf. Es sind Szenen von bitterer Armut, Drogen und Kindern, die kaum eine Zukunft haben. Doch das ist nur ein Teil der Realität. „In den Slums wohnen Menschen, die ein niedriges Einkommen haben, aber es gibt dort positive und negative Seiten. Und es nehmen keineswegs alle Menschen Drogen“, berichtet Terry Awiti (22), die aus einem Slum in Nairobi stammt. Mit dem „Hope Theatre Nairobi“ ist die Kenianerin derzeit das erste Mal zu Gast im Ruhrgebiet.

Das aktuelle Stück „The Fair Trade Play“ wird am Donnerstag aufgeführt. Den Zuschauer erwartet eine zweisprachige, multimediale Bühnenshow auf Deutsch und Englisch aus Spielszenen, Tanz und Gesang. Dabei finden traditionelle Ausdrucksformen der Kenianer wie Zulu-Tanz und Rap ihren Platz. „The Fair Trade Play“ thematisiert die Handelsbeziehungen zwischen Afrika und Europa, konkret in Form von Kaffee, Schokolade, Kleidung und Rosen. Rosen gehören zu den wichtigsten Wirtschaftsgütern des ostafrikanischen Landes. Doch für einen Rosenbund, der für 1,99 Euro bei deutschen Discountern angeboten wird, arbeiteten viele Kenianer zu Billigpreisen und würden, durch fehlenden Gesundheitsschutz, auch krank – so berichteten deutsche Medien wie die ARD.

Was ist eigentlich Fairness?

Neben konkreten Missständen geht es um eine grundsätzliche Frage: Was ist eigentlich Fairness? „Fairness ist nicht populär in meinem Land. Es gibt eine Menge Korruption und Unrecht in unserer Gesellschaft. Menschen morden zum Beispiel, doch viele schweigen aus Angst. Wir können das Theater nutzen, um die Idee von Fairness in unserem Land zu verbreiten“, sagt Awiti.

Das „Hope Theatre Nairobi“ sei in dieser Hinsicht auf einem guten Weg, denn die Auftritte in Europa brächten der Gruppe auch in Kenia besondere Anerkennung und Aufmerksamkeit ein, schildert sie weiter.

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Der österreichische Theatermacher und Regisseur Stephan Bruckmeier gründete das „Hope Theatre Nairobi“ 2009. Die erste Produktion des Ensembles thematisierte die Jugendarbeitslosigkeit in den Slums. „Die meisten in der Gruppe haben Abitur, aber keinen Job. Unser Motto ist: Arbeit statt Mitleid. Doch es ist schwierig durchzusetzen, dass die Menschen aus den Slums von Nairobi einen Job haben möchten“, sagt der Regisseur. Er zahlt den Darstellern auch aus eigener Tasche kleine Gagen und lässt so die Fairness unter Menschen konkret werden.