Langes Premierenwochenende am Schauspielhaus: Gleich drei neue Einrichtungen werden bis Sonntag an der Königsallee präsentiert, darunter eine Uraufführung.
Hedda Gabler
Was ist nur mit Hedda Gabler los? Diese Frage stellt sich, seit Hendrik Ibsen das Stück 1890 schrieb, den Zuschauern und den Regisseuren. Eine ausgedehnte Hochzeitsreise, eine luxuriöse Villa, ein gut aussehender Gatte, eine Schwangerschaft - dem Anschein nach ist alles da, was die Frau zum Glücklichsein braucht. Doch die Gabler wird nicht glücklich und zerstört ihre Idylle quasi systematisch. Ihre Liebe, ihre Lieben, ihr Leben.
Das Dämonische fährt in Hedda
Regisseur Roger Vontobel bringt das Drama mit seiner Lieblingsschauspielerin Jana Schulz in der Titelrolle auf die Bühne. Gemeinsam mit der Gast-Dramaturgin Anita Augustin will er mit seiner Konzeption dem Dämonischen, das in der Protagonistin wirkt, nachspüren. Das „Prinzip des Horrors“ fasziniere ihn, so Vontobel. Er interessiert sich für die absolute Schwärze, mit der sie die Welt sieht und diese dann fast wie in einem Exorzismus zerstört. „Auf verquere Weise will Hedda Platz schaffen für einen Neuanfang, eine Wiedergeburt als eine Art Phönix.“ Vonstatten gehe das Geschehen auf der Bühne in einer Art Zelle, die Hedda nicht verlassen kann.
Amphitryon
Heinrich von Kleists Verwechslungsgeschichte um den Gott, der die Frau des Amphitryon in dessen Erscheinung zum Schäferstündchen bittet, ist ein Klassiker des Theaters. Regisseurin Lisa Nielebock, die mit ihrer stimmigen Deutung von Horváths „Kasimir & Karoline“ noch in bester Bochumer Erinnerung ist, hat neben der kunstvollen Kleist’schen Sprache vor allem die Doppelbödigkeit des Stückes gereizt. Man kann es als Tragödie (des Ringen der Götter mit den Menschen, oder umgekehrt) lesen, aber es hat zweifellos auch komödiantische Einschübe, wenn auch solche der eher bösartigen Art. Nielebock bringt eine gekürzte Fassung des Kleist-Stoffes auf der Bühne, in den Hauptrollen sind Nicola Mastroberardino (Jupiter) und Marco Massafra (Amphitryon) zu sehen, als schöne Alkmene tritt Therese Dörr auf. Das Verwirr- und Verwechslungsspiel stellt die Frage: Wer (oder wie?) muss ich sein, um von anderen geliebt zu werden? Und macht mich das wirklich glücklich? Wer weiß? Die genarrte Alkmene jedenfalls zweifelt am Ende nicht nur an ihren Sinnen, sondern auch an ihrem Herz.