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Bei der Lufthansa Cargo herrscht in diesen Tagen Hochbetrieb. 850 Tonnen Rosen hat der Kranich pünktlich zum Valentinstag eingeflogen. Allein aus der kenianischen Hauptstadt Nairobi werden 280 Tonnen der langstieligen Blumen gen Deutschland geschafft. Der Rest kommt aus Ecuador, Kolumbien und Äthiopien. Damit hat so manche Rose wahrscheinlich mehr Flugkilometer hinter sich als die ein oder andere am Valentinstag Beschenkte.

Ökologisch betrachtet muss das nicht unbedingt negativ sein. Im Gegenteil. Laut einer Studie der britischen Cranfield Universität sollen die Rosen in den tropischen Hochlagen umweltverträglicher gedeihen als zum Beispiel in beheizten mitteleuropäischen Treibhäusern. Damit falle ihre Ökobilanz, trotz der 6000 Kilometer Luftfracht, positiver aus als bei europäischen Arten.

Dennoch: Eine Rose ist nicht gleich Rose. Umweltorganisationen wie Fairtrade, Fian (Food First Informations- und Aktions-Netzwerk) oder Greenpeace bemühen sich seit Jahren, den Verbraucher für fair gehandelte Blumen zu sensibilisieren.

Das ist nicht einfach. In einigen Rewe-Märkten, bei Risse und vereinzelten Floristen gibt es die mit dem Siegel versehenen Blumen. „Das macht aber nur etwa vier Prozent der bundesweit verkauften Blumen aus“, sagt Gertrud Falk, Pressesprecherin von Fian.

„Eine Rose ist mit Begriffen wie Freundschaft und Liebe besetzt. Beim Kauf sollte man daher auch an die Menschen denken, die für diese positiven Gefühle arbeiten“, plädiert Gertrud Falk.

Einem Großteil dieser Arbeiter geht es nämlich nicht gut. Beispiel Kenia: Seit den 80er Jahren sind in dem ostafrikanischen Land riesige Blumenfarmen entstanden. Die meisten Gewächshäuser wurden rund um den 1995 zum Schutzgebiet erklärten Naivasha-See erbaut. Zweieinhalb Milliarden Schnittblumen hat Kenia 2007 exportiert. Tendenz steigend. Der Blumenhandel ist nach Tourismus und Tee zum drittwichtigsten Wirtschaftsfaktor geworden.

Und er birgt ökologische Gefahren. Weil die Blumenindustrie dem Naivasha-See Wasser entzieht, droht er langsam auszutrocknen. Parallel verseuchen giftige Pflanzenschutzmittel wie Pestizide und Dünger Mensch und Natur. „Erst kürzlich ist in Uganda wieder ein Pflanzenpflücker gestorben“, berichtet Falk. „Menschen, die in Folge des Todes für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert haben, wurden kurzerhand verhaftet.“ Etwa 100000 Menschen arbeiten in Kenia auf Blumenfarmen. Ihre Arbeitsdedingungen erinnern ans Mittelalter. „Der hohe Einsatz giftiger Chemikalien kann bei fehlender Schutzkleidung zu Langzeitfolgen wie Asthma bis hin zu Fehlgeburten führen“, beklagt Claudia Brück von Transfair. Mindestlöhne, durchschnittliche Wochenarbeitszeiten von 52 Stunden, keine Arbeitsverträge, Sozialleistungen und Gewerkschaften – das sei die Lebensrealität der Pflücker.

Seit 1998 wird daher das Fairtrade–Siegel vergeben. Auf zertifizierten Blumenfarmen werden Rosen nach klar definierten Standards gezüchtet: faire Löhne, soziale Grundrechte, Verbot illegaler Kinderarbeit, Gesundheitsschutz und Schutz der Umwelt. Importeure zahlen darüber hinaus für Fairtrade-Blumen einen festgesetzten Aufschlag von zehn Prozent. Ein Komitee aus Arbeiter- und Managervertretern bestimmt vor Ort, wie diese Prämie eingesetzt werden soll. Finanziert werden davon zum Beispiel Trinkwasserfilter, aber auch Schulen oder Weiterbildungsprojekte.

Geiz ist beim Blumenkauf alles andere als geil. Geiz macht hier arm. Wer ein bisschen mehr investiert, kann nicht nur am Valentinstag ganz entspannt und ökologisch korrekt, jede Menge roter Rosen regnen lassen