Bochum. Im Erzählcafé sind an diesem Nachmittag alle Stühle besetzt. Die gute Fee aus dem Ehrenfeld hat keinerlei Mühe, von ihren Erfahrungen mit Schauspielern, Intendanten oder Schülern zu berichten. Eine Reise durch die Theatergeschichte.

Sie ist Ehrenfelds gute Seele und ihr Tante-Emma-Laden war Kult. Am vergangenen Samstag kam Elli Altegoer als Gast ins Erzählcafé des Diakonischen Werkes Bochum e.V. Das Kirchencafé der ev. Pauluskirche ist gut gefüllt. Elli ist in Bochum bekannt und beliebt. Familie, Freunde und ehemalige Kunden sind gekommen. Elli wird herzlich begrüßt und umarmt.Dann gibt es Kaffee und Kuchen und schließlich wird erzählt.

„Eine Stunde reden? Für mich kein Problem! Ich habe früher 14 Stunden am Stück gequatscht“, meint Elli lachend. Fast 50 Jahre führte sie ihren Tante-Emma-Laden an der Königsallee; am 28. Februar gab sie ihn ab. „Jetzt bin ich Unruheständlerin und immer unterwegs“, lacht Elli. Noch immer hängt sie an ihrem Laden: „Ich kann schlecht loslassen. Es war immer, immer schön. Ich bin nie aufgestanden und habe gedacht, heute will ich nicht!“

Immer wieder Applaus

Im Café wird applaudiert. „Der Laden war meine große Liebe. Dort habe ich meine Erfüllung gefunden“, schwärmt Elli. Der Verkauf war dabei Nebensache: „Es ging mir immer darum, dass die Leute glücklich sind.“ Unter Ellis Kunden waren auch viele bekannte Gesichter. Elli lernte Herbert Grönemeyer kennen, als der noch ein Kind war; Harald Schmidt wirkte auf sie „schüchtern und bescheiden“; Schauspieler Armin Rohde gab ihr den Namen „die Rakete vom Ehrenfeld“. Doch vor allem einer ist Elli ans Herz gewachsen: Matthias Hartmann. „Das war ne Wahnsinn’s Zeit mit Matthias!“ Der ehemalige Intendant des Bochumer Schauspielhauses ließ nicht ein Frühstück bei Elli aus. „Erst wusste ich überhaupt nicht, wer er war. Er schien irgendetwas mit Theater zu tun zu haben. Dann habe ich erfahren, dass er der Intendant ist. Da waren wir schon beim Du!“

Seit dem verbindet die beiden eine gute Freundschaft.„Mein Matthes ist der ehrlichste und reellste Mensch, den ich kenne. Meiner Meinung nach tut man ihm in Wien unrecht. Er wird als Buhmann genommen. Das ist ganz link.“ Wieder Applaus. Dann erzählt Elli von ihrer besonderen Beziehung zu den Schülern des Graf Engelbert Gymnasiums. „Ich habe die Nähe der jungen Menschen gespürt. Sie haben mir oft mit neuer Ware geholfen. Nach einer Krankheit haben sie mir einen Empfang bereitet mit selbst gebackenen Kuchen. Das war sehr ergreifend.“

"Sie war für alle da, setzte sich für alle ein."

So reiht sich an diesem Nachmittag eine Anekdote an die nächste. Im Erzählcafé schwelgt man in Erinnerungen. Auch Marlies Linz und Gisela Lux: „Immer wenn man was brauchte, ging man zu Elli. Sie war für alle da, setzte sich für alle ein. Eine gute Seele. Der Laden war ein Treffpunkt bis zuletzt.“