Wien. Nach monatelangen Querelen um Millionenverluste muss der Wiener-Burgtheater-Chef Matthias Hartmann seinen Posten räumen. Dem ehemaligen Intendanten des Bochumer Schauspielhauses werden grobe Verfehlungen vorgeworfen. Hartmann bestreitet alle Vorwürfe und kündigte rechtliche Schritte an.
Der Intendant des Wiener Burgtheaters, Matthias Hartmann (50), ist im Zuge des Finanzskandals an der renommierten Bühne fristlos entlassen worden. Das teilte der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) am Dienstag in Wien mit.
Zwei Rechtsgutachten hätten schwere Mängel im Rechnungswesen und im Kontrollsystem gezeigt. "Um weiteren Schaden für die Republik und das Burgtheater abzuwenden, musste dieser Schritt gesetzt werden", sagte Ostermayer. Hartmann bestritt alle Vorwürfe und kündigte rechtliche Schritte an.
Die Entscheidung fiel nicht einmal 24 Stunden nach Hartmanns Angebot, seine Position als Geschäftsführer bis zur Klärung aller Vorwürfe ruhen zu lassen. Ostermayer sagte, die Auswertung von Gutachten habe ihm keine andere Wahl gelassen, als die sofortige Abberufung Hartmanns zu erwirken. Die Gutachten hätten "erhebliche Verletzungen der Sorgfaltspflicht eines Geschäftsführers" gezeigt, so der Minister. Der Beschluss wurde einstimmig vom Aufsichtsrat angenommen. Das Angebot an den deutschen Theatermacher, freiwillig zurückzutreten, nahm Hartmann nicht an.
Von 2000 bis 2005 Intendant in Bochum
Hartmann hatte den Chefposten an der "Burg" 2009 angetreten. Er kündigte rechtliche Schritte an. "Nun verlangt man, dass ich mehr weiß als die Controller und die Kaufleute. Das ist für jeden deutschsprachigen Theaterbetrieb absurd", erklärte er. Der Kulturminister will ebenfalls Schadenersatzforderungen prüfen lassen. Als Geschäftsführer und künstlerischer Leiter habe Hartmann ebenso die Verantwortung für die finanzielle Situation des Hauses gehabt wie die bereits entlassene Vizedirektorin und ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky, sagte er.
Das 1776 gegründete Wiener Burgtheater gilt als eine der wichtigsten Bühnen im deutschsprachigem Raum. In der Spielzeit 2012/2013 rechnete das Haus mit einem Verlust von rund 8,3 Millionen Euro. Außerdem drohten Steuernachzahlungen in Millionenhöhe. Nun wird zunächst nach einem interimistischen Nachfolger für Hartmann gesucht, dessen Vertrag noch bis Ende August 2019 läuft.
Der renommierte Theatermacher hatte eine glänzende Karriere hingelegt. Er begann als Regieassistent von Heribert Sasse am Berliner Schillertheater, arbeitete unter anderem am Niedersächsischen Staatstheater Hannover und am Bayerischen Staatsschauspiel München und wurde im Jahr 2000 Intendant des Schauspielhauses Bochum. Fünf Jahre später wechselte er als Intendant an das Schauspielhaus Zürich. Immer wieder wurden seine Inszenierungen zum Publikumsrenner. (dpa)