Bochum. . Der milde Winter zaubert sowohl Bürgern als auch der Öffentlichen Hand sozusagen ein Lächeln ins Gesicht. Die Heizkosten sinken und die Stadt spart etwas durch geringeren Einsatz von Streumitteln. Nur gut 5 Prozent der üblichen Salzmenge wurde bislang auf die Straßen gebracht.
Der bislang ausgebliebene Wintereinbruch spart nicht nur Kraft und Nerven, die man in vergangenen Jahren beim Schneeschippen oder Eiskratzen aufwenden musste, sondern auch bares Geld: Nach einer Statistik zu den Verbrauchszahlen aus den städtischen Energieberichten der Stadt Bochum betrug der Verbrauch an Kilowattstunden zum Heizen im letzten „warmen“ Winter 2007 (144.355.583 kWh) rund 15 Prozent weniger verglichen mit dem „kalten“ Winter 2010 (167.211.576 kWh). Wenngleich der diesjährige Winter theoretisch noch bis Ende März andauert, können sich Verbraucher am Ende wohl auf eine vergleichsweise niedrige Heizkostenabrechnung einstellen.
Auch beim Umweltservice Bochum (USB) macht sich der milde Winter bemerkbar: Während im vergangenen Jahr 3400 Tonnen Salz in Bochum verstreut wurden, sind in diesem Winter erst 200 Tonnen (5,9 Prozent) zum Einsatz gekommen. Obwohl es keinen nennenswerten Schneefall gab, musste der USB auf überfrierende Nässe reagieren. „Manchmal ist die Glätte gar nicht sichtbar“, sagt Jörn Denhard, Pressesprecher des USB.
Schwankender Salzverbrauch nicht ungewöhnlich
Für die nächste vielleicht wieder etwas kältere kalte Jahreszeit muss sich der USB somit erstmal nicht neu eindecken. „Das Salz wird ja nicht schlecht, das kann man auch im nächsten Winter noch einsetzen. Dafür muss man dann eben im Sommer kein neues dazu kaufen“, sagt Denhard.
Eine Schwankung in der benötigten Salzmenge von Jahr zu Jahr ist für den USB nichts Ungewöhnliches. Denhard zufolge war auch der Unterschied zwischen dem Streusalzverbrauch im Winter 2011/12 mit rund 350 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr enorm: In dem „Jahrhundertwinter“ 2010/11 waren rund 4100 Tonnen Salz zum Einsatz gekommen.
Erst zehn Einsätze seit November
Seit November musste der USB erst zehn Mal zum Volleinsatz ausrücken, bei dem mit 16 Streufahrzeugen und 160 Mitarbeitern in zwei Schichten in der ganzen Stadt gestreut wird. Bei Bedarf werden diese Schichten in die frühen Morgen- und späten Abendstunden durch Rufbereitschaft bzw. Überstunden ausgedehnt.
Den Mitarbeitern des USB dürfte der milde Winter also zugute kommen – wenngleich er für den USB im Gegensatz zur Einschätzung einiger Meteorologen noch nicht definitiv überstanden ist. „Wir werden unseren Zweischichtbetrieb noch eine Zeit lang aufrecht erhalten“, so Pressesprecher Denhard. Man müsse beobachten, ob die Temperaturen doch noch mal fielen. Normalerweise sei aber damit zu rechnen, dass der Betrieb Anfang März wieder auf den Einschichtbetrieb umgestellt werden könne.
Frühlingsgefühle am Kemnader See
Noch liegt die MS Kemnade auf dem Trockenen. Doch der nahende Frühling beschäftigt Schiffsbetreiber Holger Schmidt bereits. Die reguläre Saison der Schifffahrt auf dem Kemnader See beginnt zwar erst am 29. März, allerdings schließt Schmidt einen frühzeitigen Start nicht aus. „Wenn es in den ersten Märzwochen richtig schön ist, fahren wir vielleicht an den Wochenenden eher“, ließ er wissen. Mindestens 15 Grad und trocken sollte es sein, damit sich ein vorgezogener Saisonstart für ihn lohnen würde.
„Es müssen genug Leute am See sein, damit die Fahrten auch ausgelastet sind.“ Und wenn im März oder April ein Spätfrost eintrete, müsse die MS Kemnade, wenn sie einmal in Betrieb ist, aus technischen Gründen warm gehalten werden. „Diese Kosten muss ich natürlich einkalkulieren“, sagte Schmidt.
Winterschlussverkauf läuft gebremst
Gut kalkulieren muss derzeit auch der Einzelhandel in der Bochumer Innenstadt. Durch den milden Winter stapelt sich bei vielen Modehändlern die warme Kleidung. Im Modehaus Baltz läuft seit Ende Januar der inoffizielle Winterschlussverkauf.
Wenngleich der Verkauf der Winterware bei Temperaturen über null Grad zwar nicht generell ausgeblieben sei, laufe der Winterschlussverkauf „etwas gebremst“, sagte Geschäftsführer Andor Baltz im Telefoninterview mit der WAZ. Auch im Sporthaus Koch sei in diesem Winter der Verkauf etwa warmer Outdoor-Jacken eher schleppend gelaufen, informierte Geschäftsführer Michael Koch.
Hochwertige Skikleidung allerdings hätte, trotz schneefreier Wochen, genug Abnehmer gefunden. „Diese Sachen kaufen Leute, die in die Alpen fahren“, sagte er. Generell sei die Winterware wegen des milden Wetters im Einzelhandel schon seit Dezember runtergesetzt worden, sagte Koch. Auch im Sporthaus laufe der Winterschlussverkauf ruhiger als gewohnt, informierte er. Er wolle die Ware möglichst so lange im Geschäft behalten bis alles weg ist oder im kommenden Jahr die Kleidung vom Vorjahr stark reduziert wieder anbieten.