Bochum. . Werden in Bochum bald wieder Sirenen heulen, wenn Gefahr droht? Wenn es nach dem Willen von Feuerwehr-Chef Dirk Hagebölling geht, dann ja. Er wünscht sich für den Gefahrenfall mobile Sirenen. Damit könnte die Bevölkerung schneller gewarnt werden als bisher.

Seit 23 Jahren heulen in Bochum keine Sirenen mehr. Das könnte sich bald ändern. Feuerwehr-Chef Dirk Hagebölling würde es begrüßen, wenn demnächst wieder mobile Sirenen in der Stadt eingesetzt würden. Solche Instrumente seien als Alternative zum jetzigen Zustand „am geeignetsten“, sagte er auf WAZ-Anfrage.

Zurzeit würden Einsatzfahrzeuge mit Lautsprechern durch die Straßen fahren, wenn eine Gefahr durch einen Großbrand, eine akute Bombenentschärfung, einen Schadstoffaustritt nach einem Kesselwagen-Unfall oder Ähnliches besteht. Über die Lautsprecher würde den Anwohnern mitgeteilt, was sie zu tun oder zu lassen haben (etwa Fenster schließen und nicht das Haus verlassen). Schneller aber würden die Bürger über Sirenen informiert, meint Hagebölling. Sie könnten auf Anhängern installiert werden. Mit den Sirenen würde die Bevölkerung im lokal begrenzten Gefahrengebiet aufgefordert, das Radio einzuschalten und/oder die Internetseite „www.notfallinfo-bochum.de“ anzuklicken.

Seit 1991 gibt es in Bochum keine Sirenen mehr

In Bochum und Wattenscheid gab es in der 70er-Jahren 292 fest installierte Sirenen (52 allein in Wattenscheid). Als sich die geopolitische Lage („Kalter Krieg“) aber entspannte, baute der Bund sein altes Zivilschutz-Sirenennetz ab. Vorher fragte er die Kommunen, ob sie die Warnsysteme weiter betreiben wollten. Einige wollten dies (vor allem in ländlichen Gegenden, wo es bis heute Sirenen gibt), andere Städte hingegen nicht. Seit 1991 gibt es deshalb keine Sirenen mehr in Bochum.

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Dennoch kommt das Thema aktuell wieder hoch. Denn einerseits haben Bund und Länder zurzeit spezielle Arbeitsgruppen eingesetzt, die an einem neuen und digitalisierten Warnsystem arbeiten, das eventuell auch die Handys der Bürger alarmieren könnte. Andererseits hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Infrastruktur in Bochum durchaus gefährdet werden kann, obwohl keine traditionellen Störfallbetriebe angesiedelt sind. Hagebölling nennt da zum Beispiel den in seinem Ausmaß völlig überraschenden Starkregen im Juni 2013. „Das haben wir unterschätzt. Das haben wir noch nie gehabt.“ „Flussartige Szenarien“ habe es gegeben. Anwohnern in Norden würde auch die Rauchwolke des Brandes in der Müllentsorgungsfirma AGR-DAR im August einfallen.

Wie das Innenministerium auf WAZ-Anfrage sagte, stünde für neue Warnsysteme grundsätzlich Geld bereit. Die Stadt geht von einer Finanzhilfe denn auch aus. Allerdings sagt Stadtsprecherin Barbara Gottschlich: „Summen und Zeitpunkt sind noch nicht klar.“ Außerdem: „Wenn es konkreter wird, bräuchten wir einen Beschluss der Bochumer Politik.“