Aus den Zimmern der Notfallaufnahme im St. Josef-Hospital dringen Alarmsignale. Pfleger Adrian Kolodziej hat jetzt keine Zeit zu verlieren. Kurz fragt er Muhammed Gursoy (26) am Empfang, was ihm fehlt. „Ich habe mir heute beim Training den Knöchel verknackst“, schildert er. „Das dauert bis zu einer Stunde, wir haben im Moment vier Notfälle“, informiert der Pfleger.
Luftnot, Nierenschmerzen, Herz-Rhythmusstörungen und eine Schnittwunde sind gegen 22 Uhr als Notfall eingestuft und werden sofort behandelt. Die Einschätzung der Patienten in der Notfallaufnahme erfolgt nach dem Manchester-Triage-System. Das standardisierte Verfahren, um anhand der Symptome die Dringlichkeit der Behandlung einzuschätzen, wurde 1995 in England eingeführt. Es wird seit 2004 in Deutschland praktiziert und seit drei Jahren arbeitet die Notaufnahme im St. Josef-Hospital mit dem System.
Sowohl in den Notfallaufnahmen des St. Josef bzw. des Elisabeth-Hospitals als auch in den Notfallaufnahmen des Knappschaftskrankenhauses und des Bergmannsheil suchen jährlich rund
20 000 bis 25 000 Menschen medizinische Hilfe. Dabei sei ein leichter Anstieg der Patienten in allen Notfallaufnahmen zu bemerken, teilen die jeweiligen Krankenhaussprecher mit. Während Symptome wie Brustschmerzen, Luftnot, Lähmungserscheinungen oder Sprachaussetzer im Zweifelsfall immer einer notärztlichen Behandlung bedürften, kämen aber auch viele Menschen, die nach Feierabend der Arztpraxen keine andere Möglichkeit sähen, medizinische Hilfe zu bekommen. „Viele wissen einfach nicht, dass es einen hausärztliche Notfallpraxis und und den ärztlichen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung gibt“, berichtet Dr. Christoph Hanefeld, Klinikdirektor im St. Elisabeth-Hospital.
Akute Unfälle oder für Patienten schwer einschätzbare Symptome seien aber in der Notfallaufnahme unbedingt richtig und sollten keinesfalls abgeschoben werden. „Es geht nur darum, die Menschen zu sensibilisieren“, betont Hanefeld. Patienten mit nicht lebensbedrohlichen Beschwerden müssten in der Notfallaufnahme länger warten. Nicht alle hätten dafür Verständnis, weiß Dr. Sandra Döpker, Leiterin der Zentralen Notaufnahme im St. Josef-Hospital: „Es gibt Menschen, die bei längeren Wartezeiten, ihren Unmut lautstark äußern.“ Die Notfallaufnahme im St. Josef-Hospital ist an alle im Haus ansässigen Abteilungen angeschlossen, der geforderte Facharzt schneller zur Stelle. Für viele Patienten sei die Notaufnahme auch praktisch, weil sie keinen eigenen Hausarzt hätten, schätzt Döpker.