Vom Kraftwerk Springorum in Weitmar ist nichts geblieben
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Bochum. . 300.000 Kilowatt, 130 Millionen Mark Baukosten: Springorum war ein Großprojekt. Dennoch ging das Kraftwerk 30 Jahre nach Planungsbeginn vom Netz.
Viele Bochumer können sich an das Kraftwerk Springorum erinnern. Zwischen Wasser- und Prinz-Regent-Straße gelegen, war es mit seinen 130 Meter hohen Kaminen und der 120-Meter-Front des Maschinenhauses eine städtebauliche Dominante. Vor über 30 Jahren wurde das Großkraftwerk still gelegt wurde.
Die Planung für das Kraftwerk im Bochumer Süden geht bis 1940 zurück, aber erst lange nach dem Krieg setzte die Gelsenkirchener Bergbau AG (GBAG), die über ihre Tochter Bochumer Bergbau AG hierzulande u.a. die Zechen Prinz Regent und Dannenbaum betrieb, das Vorhaben um.
Zollverein-Architekt entwarf auch das Kraftwerk Springorum
Anfang 1957 wurden die Planungen öffentlich; Architekt war Prof. Fritz Schupp aus Essen, der 30 Jahre zuvor die Zeche Zollverein entworfen hatte. Benannt wurde das Kraftwerk nach Otto Springorum (1890-1955), dem langjährigen Generaldirektor der GBAG.
Nachdem das im Wiederaufbau von der Stadt ausgewiesene industrielle „Vorratsland“ nichts mehr hergab, beschloss man, auf der „grünen Wiese“ zu bauen, im Bereich des Hofs Knoop-Ternedden. Mit einer Leistung von 300.000 Kilowatt und Baukosten von 130 Millionen DM war das neue Kraftwerk in Wortsinn ein energiepolitisches Schwergewicht.
Zechen Prinz Regent und Dannenbaum als Rohstoffbasis
Der in Weitmar produzierte Strom, der ins RWE-Netz eingespeist wurde, sollte die öffentliche „Energiedarbietung“ im Wirtschaftswunderland BRD beträchtlich vergrößern.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Ursprünglich sollten die 1956 in Förderverbund gekommenen Zechen Prinz Regent/Dannenbaum als Rohstoffbasis dienen. Täglich mussten 2000 Tonnen Kohlen auf die Feuerroste geschickt werden, was bei den abbauwürdigen Vorräten der beiden Pütts gut und gerne für eine Kraftwerk-Betriebszeit von 100 Jahren gereicht hätte.
Gleisanschluss am Bahnhof Weitmar
Doch dann kam die Kohlenkrise, und alle Pläne waren Makulatur. 1960 wurde Prinz Regent stillgelegt, so dass für das im Spätsommer 1961 angefeuerte Kraftwerk auf Brennstoff von anderen GBAG-Zechen zurückgegriffen werden musste, etwa Friedrich der Große/Herne.
Zufahrten zum Kraftwerk bestanden von der Wasserstraße (die Hausnummer war 367) und im Südwesten von der Holtbrügge aus. Mit dem südlich gelegenen Bahnhof Weitmar war das Kraftwerk durch einen Gleisanschluss verbunden. Außerdem wurde ein Anschluss der Kraftwerksgleise an die Schienenverbindung Bochum-Weitmar/Bochum-Nord/Gelsenkirchen hergestellt - der heutige Springorum-Radweg.
1986 ging das Kraftwerk vom Netz
Nur 30 Jahre nach Planungsbeginn war die Zeit für das seinerzeit hochmoderne Steinkohle-Kraftwerk schon wieder abgelaufen. 1986 ging Springorum, zuletzt von der VEBA AG betrieben, vom Netz. Die Anlagen wurden demontiert und nach China verkauft.
Alten Weitmaranern ist noch der vergebliche erste Sprengversuch der Schornsteine in Erinnerung. Die Kraftwerksbrache wurde zum Gewerbegebiet „Innovationspark Springorum“ umgestaltet. Heute sind dort so gut wie keine Überreste des einstigen Industriegiganten mehr zu finden.
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