Bochum. . Nach einem Bremsmanöver bei einer Tätersuche muss ein 54-jähriger Polizeibeamter 3000 Euro an einen Radfahrer zahlen. Der Radler war in die Heckscheibe des Streifenwagens gekracht, der direkt vor ihm gebremst hatte. Der Polizist hatte ihn irrtümlich für einen möglichen Kupferdieb gehalten.

Der 30-jährige Arzt wollte an jenem Sonntagnachmittag mit seinem Rennrad nur in ein Café im Ehrenfeld fahren. Unterwegs krachte er aber mit voller Wucht in einen zivilen Funkstreifenwagen, der direkt vor ihm gebremst hatte. Der Fahrer, ein 54-jähriger Polizeibeamter, hatte den Arzt irrtümlich für einen möglichen Kupferdieb auf der Flucht gehalten. Jetzt soll er 3000 Euro Schmerzensgeld an ihn bezahlen.

Das beschloss am Montag das Amtsgericht, wo der Beamte wegen Körperverletzung angeklagt war. Die Oberstaatsanwältin warf ihm vor, am 28. April 2013 den Radler auf der Viktoriastraße ausgebremst zu haben.

Mit hohem Tempo und Blaulicht soll er ihn links überholt haben und dann scharf rechts rüber gezogen sein, um sofort abrupt zu bremsen. „Ich bin mit blockierten Rädern in die Heckscheibe reingeknallt“, sagte der Radfahrer am Montag. Er hatte schwere Gesichtsverletzungen erlitten. Unter anderem waren viele Zähne abgebrochen oder gelockert. Sechs Wochen war er arbeitsunfähig.

Geschädigter Radfahrer bekam Bußgeld wegen Rotlichtverstoßes aufgebrummt

Ausgangspunkt war ein Alarm wegen eines Kupferdiebstahls auf dem Industriegelände an der Gussstahlstraße. Der jetzt Angeklagte, der Polizeihunde mit im Wagen hatte, sauste mit Blaulicht dorthin. Aufgrund einer sehr groben Täterbeschreibung machte er sich auf die Suche und entdeckte vor ihm auf der Viktoriastraße jenen Radfahrer.

Als dieser bei Rot über die Kreuzung Südring fuhr und weiter radelte, stellte er den Radfahrer. Ein scharfes Ausbremsen - wie angeklagt - stritt der Angeklagte allerdings ab. „Ich war fürchterlich erschrocken, wie das passieren konnte“, sagte er. Seiner Meinung nach soll der Radfahrer noch genug Zeit zum Bremsen gehabt haben. Dieser aber spricht von „vielleicht einer Pkw-Länge.“ „Viel Bremsweg war da nicht mehr. Das ging alles sehr plötzlich.“ Das Blaulicht hatte er nicht auf sich bezogen wahrgenommen.

Keine Verurteilung

Für eine Verurteilung reichte es dem Gericht aber nicht. Mit Zustimmung der Anklägerin will es das Verfahren einstellen, wenn der Beamte die 3000 Euro zahlt. Mit weiteren Schmerzensgeldforderungen muss er zivilrechtlich rechnen. Auch dienstrechtlich läuft ein Verfahren.

Den Radfahrer hatte der Vorfall ebenfalls Geld gekostet. Bereits vor längerer Zeit musste er ein Bußgeld wegen des Rotlichtverstoßes zahlen.