Bochum. Vor 48 Jahren besuchte Willy Brandt Bochum. Der Regierende Bürgermeister drückte damals auch einem kleinen Jungen die Hand. Heute ist Thomas Hannok 52 Jahre alt. Sein Vater war der in Bochum bekannte Fotograf Manfred Hannok.
Der Knabe im Marine-Anzug mit den gelockten blonden Haaren, den wir vor drei Tagen auf einer Fotografie des städtischen Presseamtes beim Händeschütteln mit Willy Brandt in der Zeitung zeigte, ist gefunden. Die Locken sind Vergangenheit, aber die Identität, wenn wir es so förmlich beschreiben möchten, steht fest. Denn im Hintergrund steht die Mutter, die die Szene im Rathausinnenhof am 13. Juli 1965 ebenfalls mit einem Fotoapparat festhielt. Es handelt sich um Thomas Hannok, heute 52 Jahre jung, und seine Mutter Edith Hannok, die vor zwei Jahren starb.
Aufmerksam gemacht auf die Abgebildeten hatte eine ehemalige Freundin der Familie, die den Jungen und seine Mutter auf der Aufnahme erkannt hatte.
Vater war ein bekannter Fotograf
Die Familie ist in Bochum nicht unbekannt. Manfred Hannok, der vor Jahren verstorbene Vater, war bis in die 80er Jahre hinein ein bekannter Fotograf in Bochum. Hochzeitsfotografien, Industrieaufnahmen, etwa Bochumer Verein oder Schlegel, gehörten zu seinen Spezialitäten.
Er hatte zunächst für die Ruhrnachrichten-Redaktion gearbeitet. Außerdem war er sozusagen Haus- und Hof-Fotograf der Maiabendgesellschaft. Manfred Hannok war pfiffig und so entschloss er sich, in den späten 60er Jahren zur Selbstständigkeit. In der Alten Hattinger Straße mietete er ein winziges Ladenlokal an. Dort betrieb er ein Fotogeschäft, verkaufte Fotoapparate und Zubehör, fotografierte. Für seinen Sohn Thomas ist es daher nicht ungewöhnlich, sich auf alten Aufnahmen wiederzufinden. „Es gibt unzählige Fotos. Auf einer Aufnahme etwa bin ich zusammen mit Udo Jürgens zu sehen.“
Clevere Methode
Thomas Hannok erinnert sich, dass sein Vater auch auf eine clevere Art die neue Mode der Fototapeten bediente. „Er ging zu seinen Kunden nach Hause und belichtete ein riesiges Stück Fotopapier direkt an der Wand. Die Leute haben das Motiv später mit Tapetenkleister direkt angeklebt.“
Zum weiteren Bekanntenkreis der Familie Hannok gehörte etwa auch der vor einigen Jahren verstorbene „Weltraumprofessor“, Heinz Kaminski. Irgendwann einmal sei Kaminski zu seinem Vater gekommen und habe Negative vorbeigebracht. Was heute in Zeiten von „Google Earth“ auf jedem Computer oder Smartphone-Handy direkt abgerufen werden kann, war damals im privaten Kreis eine Sensation: Manfred Hannok entwickelte die Negative von Kaminski und es fanden sich darauf Aufnahmen der Erde, von einem Satelliten aus gesehen. Die wurden damals nach Art der Zeit auf Holzbrettchen aufgezogen. Heute befinden sich über 60 000 Negative aus dem Nachlass Manfreds Hannoks im Stadtarchiv.