100 Jahre Willy Brandt – der frühere SPD-Vorsitzende, ehemalige Regierende Bürgermeister von West-Berlin, Außenminister, Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger – wird in diesen Tagen als Gigant der Moderne gefeiert. Brandt war aber auch ein Mensch mit Ecken und Kanten, daher auch dankbares Objekt für Karikaturisten. Die Zeichner näherten sich ihm von Berufs wegen weniger respektvoll. Das zeigt die Ausstellung „Man hat sich bemüht“, die OB Sören Link, Bundesminister a.d. Jürgen Schmude und Sparkassen-Vorstand Hans-Werner Tomalak in der Kundenhalle der Sparkasse am Abend von Brandts 100. Geburtstag eröffneten. Sie ist noch bis 16. Januar dort während der regulären Öffnungszeiten zu sehen.

Auf 75 Zeichnungen, die die Ausstellung versammelt, haben 40 Karikaturisten wichtige Ereignisse im politischen wie privaten Lebens Brandts zugespitzt: Den Mauerbau in Berlin, den Kampf für die Aussöhnung mit Russen, Polen, Tschechen und den Machthabern in Ost-Berlin, den Kniefall vor dem Denkmal für die Opfer und Helden des Warschauer Ghettos, den Aufstieg zur renommierten Ikone als Friedensnobelpreisträger. Natürlich inspirierte die Zeichner auch das fehlgeschlagene Misstrauensvotum gegen den Kanzler Brandt im Bundestag.

Genauso nahmen die Karikaturisten auch die herben Rückschläge in Brandts politischem Wirken mit spitzer Feder aufs Korn: Besonders als Kanzlerreferent Günter Guillaume 1974 als DDR-Spion enttarnt wurde, Brandt die Verantwortung dafür übernahm und zurücktrat.

Anders als etwa Helmut Kohl mochte Brandt die Karikaturen, konnte darüber lächeln, auch lachen. „Er hatte etwas für Karikaturisten übrig, weil ihre Zeichnungen, bei aller Schärfe , auch oft etwas Versöhnliches hatten“, so Sparkassen-Chef Tomalak. „Für ihn waren Karikaturen ein künstlerisches Medium lebendiger Demokratie.“

Dr Jürgen Schmude, der 25Jahre für die SPD als Abgeordneter im Bundestag saß, war Wegbegleiter und Zeitgenosse Brandts. Er erzählte auch von persönlichen Erlebnissen mit Brandt: Bei einem Wahlkampfauftritt in Kamp-Lintfort im November 1972 habe er mit Brandt und Guillaume auf einer Treppe für ein Pressefoto posiert: „Wen ich das sehe, bin ich noch immer irritiert.“