Es war ein schwüler Julitag im Jahre 1965, als der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, die Stadt Bochum besuchte. Doch nicht sein Amt als Regierender Bürgermeister hatte ihn ins Ruhrgebiet geführt, Brandt war Spitzenkandidat der SPD im Bundestagswahlkampf, sollte jedoch bei der Wahl im Oktober gegen Ludwig Erhard den Kürzeren ziehen.

Fünf Stunden blieb er in Bochum

Bei seinem Besuch im Bochum am 13. Juli hielt er sich immerhin fünf Stunden in der Stadt auf. Bochum sah sich damals schon als Sieger der Kohlekrise. Mit Opel hatte sich ein verlässlicher Industriearbeitgeber angesiedelt und Brandt sollte sich selbst davon überzeugen, wie es voran ging auf der Baustelle der neu gegründeten Ruhr-Universität. Die WAZ schrieb: „Die Besichtigung der Baustelle mit Fünf-Minuten-Pause auf dem Dach des ersten Gebäudes rollte im Blitztempo ab. Mensa-, Studentenheim, Mehrzweckbau, kurzer Blick in die Wohnräume ... und draußen warteten die Wagen! Verstohlener Blick der Begleiteskorte auf die Uhr! Zwanzig Minuten Verzug . . .“

Zuvor hatte sich Brandt ins Goldene Buch der Stadt eingetragen und war vor dem Rathaus mit dem „Westfalenlied“ herzlich begrüßt worden. Vor dem Rathaus und im Innenhof hatte sich eine Menschenmenge eingefunden, um „Willy“ zu begrüßen. Er sprach ein paar Worte, Balsam für den damaligen Oberbürgermeister Fritz Heinemann: „Wir haben mit Interesse den Weg der Stadt verfolgt, die vielleicht mit größerer Energie und klarerer Konzeption die Gefahr einer ökonomischen Monokultur entgegengewirkt hat.“

Als Willy Brandt am Nachmittag, gegen 15.20 Uhr – wie der WAZ-Autor mit damals typischer Akkuratesse bemerkte – wieder in seinem beigen Wagen saß, hatte er außer den Eindrücken einer Stadt im Aufbruch auch handfeste Mitgebsel im Gepäck. Als Willkommensgeschenk hatte die Stadt nicht gekleckert, sondern zur Eröffnung der Universität eigens geprägte Goldmünzen und einen Bildband des Schauspielhauses verschenkt.