Bochum.

Von einer Geburt war immer wieder die Rede. Einer langen und schwierigen. Nun, so hieß es, sei das Kind da. Vor über 400 Besuchern in den Kammerspielen wurde am Samstag die Zukunftsakademie NRW, kurz ZAK, eröffnet. Doch wie das Baby aussieht, wussten die Besucher am Ende noch immer nicht.

Die offiziellen Reden verblieben weiter im Beschreibenden. Drei Säulen hat das neue Institut mit Adresse in der Humboldtstraße: Interkultur, Kulturelle Bildung und Stadtgesellschaft. Auf deren Relevanz für die Zukunft hob entsprechend die Rede von NRW-Staatssekretär Bernd Neuendorf ab. Er freue sich, sagte er, mit Timo Köster einen geeigneten Geschäftsführer gefunden zu haben. Der habe bereits in Düsseldorf eine „formidable Performance“ im Vorfeld hingelegt.

600 Bewerber

Köster selber blieb in seiner Rede Konkretes schuldig, verwies auf den Charakter eines „work in progress“. Noch sind Personalfragen in der Leitung offen, aber es habe 600 Bewerber gegeben. Auch deutete Köster eine Kooperation mit dem Detroit-Projekt des Schauspielhauses an.

Die Einweihung des ZAK-Hauses, dann hoffentlich einhergehend mit einer greifbareren Programmatik, wird vermutlich im Januar 2014 stattfinden. Stadtdirektor Michael Townsend formulierte als Hoffnung für die Akademie, dass deren Leiter eines Tages für das Ruhrgebiet eine Rolle als „erster Ansprechpartner“ einnehmen könnte, wie sie etwa RUB-Professor Klaus Tenfelde einst im Institut für Soziale Bewegungen inne hatte.

Mitreißende Aufführungen

Aus dem Kulturprogramm der ausladenden Eröffnungsfeier - knapp fünf Stunden Programm - mag sich vielleicht Konzeptionelles ablesen lassen. Da spielte die Musi auf im Schauspielhaus: genauer, die „Unterbiberer Hofmusik mit Matthias Schriefl und Seref Dalyangolu“. Diese verband tiefbayrische Blasmusik-Weisen mit türkischer Volksmusik und riss die Zuschauer zu Ovationen hin.

Auch der „Ostperanto Folkjazz“ des Heimspiel-Acts Kapelsky geriet mitreißend. Ebenso die Aufführung der freien Tanzkompanie Renegade aus Herne, die als Melange zwischen verschiedenen kulturellen Einflüssen gelesen werden kann.

Ein wenig in die Suppe spuckte Professor Wolfgang Welsch. Der Philosophie-Hochkaräter nutzte das Podium, um sein Konzept der Trans-Kultur dem arrivierten Interkultur-Konzept entgegenzustellen.

Quasi im Nebengang entlarvte Welsch erfolglose interkulturelle Bestrebungen der letzten Jahre als Produkt eines Kulturverständnisses, das vor 200 Jahren geboren wurde. Hier gab es Szenenapplaus. „Ich weiß aber, dass Timo Köster eher meiner Konzeption folgt“, beruhigte der Philosoph abschließend.