Bochum. . Die Bochumer Polizei beklagt, dass Kinder im Auto oft schlecht gesichert sind. Ergebnisse der Kontrollen von Kindersitzen sind teilweise Besorgnis erregend. Als Gründe sieht die Polizei „Oberflächlichkeit und Zeitdruck am Morgen“ sowie Sorglosigkeit. Das kann schlimme Folgen haben.

Die Bochumer Verkehrspolizei beklagt, dass viele Erwachsene ihre Kinder bei Fahrten im eigenen Auto nicht ausreichend sichern. Vor einigen Tagen stellte eine Polizeikontrolle an zwei Kindergärten in Herne sogar fest, dass jedes zweite Kind unzureichend - oder gar nicht - angegurtet war. „Unsere Erfahrungen in Bochum sind ähnlich“, sagte der Erste Polizeihauptkommissar Rolf Greulich, Leiter des Verkehrsdienstes, auf Anfrage der WAZ.

Die Vorschrift lautet: Kinder bis zum zwölften Lebensjahr, die kleiner als 1,50 Meter sind, müssen in Kraftfahrzeugen mit einem geeigneten Kindersitz transportiert werden. Die Wirklichkeit sieht aber manchmal ganz anders aus. Bei einer Kontrolle war ein Kindersitz, auf dem ein zehn Monate altes Baby saß, eigentlich nur „eine mit Stoff bezogene Wanne - ohne irgendeinen Gurt“, berichtet Greulich.

Als Gründe dafür nennt Greulich „Oberflächlichkeit und Zeitdruck am Morgen“: Wenn sich Vater oder Mutter in Eile ans Steuer setzten, werde zwar ein Kind im Fond angewiesen, sich anzuschnallen, wie sich aber weitere Kinder im Auto sicherten, werde „nicht weiter überprüft“. Ein kontrollierter Vater meinte neulich: „Ich habe heute den Firmenwagen benutzt, hatte keine Zeit für den Einbau der Kindersitze und es waren ja nur vier Kilometer zu fahren.“ Seine Kinder seien nur mit dem Gurt für Erwachsene gesichert gewesen.

„Manche Eltern wissen nicht, dass die Physik eines Unfalls erbarmungslos ist“

Welche Wucht sich auch bei nur relativ leichten Bremsmanövern auf einem Autositz entfaltet, sieht man, wenn plötzlich eine auf dem Beifahrersitz abgelegte Aktentasche in den Fußraum schießt. Greulich formuliert dies so: „Manche Eltern wissen nicht, dass die Physik eines Unfalls erbarmungslos ist.“ Manche Eltern hätten auch die Bedienungsanleitung des Sitzes nicht gelesen.

Typische Erklärungen von Eltern würden lauten: „Es ist ja nur eine kurze Strecke.“ - „Es wird schon nichts passieren.“ - „Mit einer Kontrolle habe ich nicht gerechnet.“ Teilweise würden die Kontrollierten „unmutig bis aggressiv“ reagieren.

Die Polizei bietet Info-Veranstaltungen zu Kindersitzen an, unter anderem in den Kindergärten Brünselstraße in Riemke, Fischerstraße in Gerthe, Im Haarmannsbusch in Stiepel, Lohackerstraße in Westenfeld und Eulenbaumstraße in Querenburg. Außerdem hat die Polizei an der Universitätsstraße eine Kindersitz-Beratungsstelle eingerichtet (0234/ 909 5141). Hinzu kommt die „Verkehrspuppenbühne“ mit dem Stück „Auf den Klick kommt es an! - Für jedes Kind den richtigen Sitz!“ Greulich sagt aber: „Leider sind es dann in der Regel die Eltern, die nicht an den angebotenen präventiven Info-Veranstaltungen teilnehmen, die auffällig werden.“

Verwarnungs- und Bußgelder

Verstöße bei Kindersitzen werden mit Verwarnungs- und Bußgeldern geahndet. Ein Kind falsch gesichert: 30 Euro. Mehrere Kinder falsch gesichert: 35 Euro. Ein Kind gar nicht gesichert: 40 Euro zuzüglich 28,50 Euro Verwaltungsgebühr und ein Punkt in Flensburg. Mehrere Kinder gar nicht gesichert: 50 Euro zuzüglich 28,50 Euro Verwaltungsgebühr und ein Punkt in Flensburg.