Herne.. Nicht weniger als 49 Verwarnungsgelder und sogar sechs Anzeigen! Und alles an einem Tag: Als „sehr Besorgnis erregend“ bezeichnet Polizeioberkommissar Bodo Gutt das Ergebnis der Kindersitz-Kontrollen, die die Polizei in den vergangenen Wochen verstärkt in Herne durchführte.
Nicht weniger als 49 Verwarnungsgelder und sogar sechs Anzeigen! Und alles an einem Tag: Als „sehr Besorgnis erregend“ bezeichnet Polizeioberkommissar Bodo Gutt das Ergebnis der Kindersitz-Kontrollen, die die Polizei in den vergangenen Wochen verstärkt in Herne durchführte.
Dabei ist die Gesetzeslage eindeutig: Kinder bis zum zwölften Lebensjahr, die kleiner als 1,50 Meter sind, müssen in Autos mit einem geeigneten Kindersitz transportiert werden. In der Realität, so mussten die Beamten feststellen, war genau das Gegenteil der Fall! Bei durchschnittlich jedem zweiten Pkw stellten sie grobe Verstöße gegen diese besondere Sicherungspflicht fest: So saßen Kinder völlig ungesichert in ihren - teilweise defekten - Kindersitzen, ein acht Monate altes Baby lag völlig ungesichert in dem Torso eines Sitzes, bei dem alle Gurte fehlten. Und zwei junge Kinder saßen ohne Kindersitz - nur mit dem Beckengurt für Erwachsene angeschnallt - im Auto des Vaters. Negativer Höhepunkt: ein Schulbus-Unternehmen. Die anvertrauten Schulkinder wurden auf drei defekten Kindersitzen transportiert - ein Kindersitz durfte wegen seines Alters seit April 2008 nicht mehr verwendet werden. Darüber hinaus hätte ein Schulbus bereits im August 2013 zum TÜV gemusst.
Einige Eltern sind überfordert
„Dies geschieht nicht immer aus grober Nachlässigkeit“, bemerkt Polizeidirektor Rudi Koriath als Leiter der Direktion Verkehr. „Manchmal sind Eltern einfach überfordert! Dabei bestrafen wir nicht nur, sondern stehen allen Eltern mit Rat und Tat zur Seite!“ Denn gemeinsam mit der Verkehrswacht informiert die Polizei in Kindergärten über die richtige Verwendung von Kindersitzen. Leider werde dieses Angebot nur sehr selten angenommen, so Koriath. Dass diese Vorbeugung erfolgreich ist, offenbart eine Kontrolle vor dem Kindergarten in der Börsinghauser Straße - dort waren alle Kinder nach vorausgegangener Information vorbildlich gesichert.
Für Eltern - oder Großeltern -, die sich nicht sicher sind, wie sie einen Kindersitz korrekt einsetzen, hat die Polizei in Bochum eine Kindersitz-Beratungsstelle eingerichtet. Dort können werktags von 8 bis 15 Uhr unter 0234/909-5141 Termine vereinbart werden.
Große Unsicherheit herrscht bei Herner Eltern derzeit aufgrund einer neuen EU-Verordnung, die - fast vollkommen unbemerkt von der Öffentlichkeit - am 9. Juli dieses Jahres in Kraft getreten ist. Diese Verordnung, in Fachkreisen „I-Size“-Regelung genannt, schreibt unter anderem vor, dass Kinder in den ersten 15 Monaten ihres Lebens im Auto rückwärts transportiert werden müssen. Bislang war ein Rückwärtstransport in der Babyschale Größe 0 nur bis zu einem Körpergewicht von neun Kilo vorgeschrieben, viele Eltern ließen ihre Kinder daher schon im Alter von 9 bis 10 Monaten mit Erreichen dieses Gewichtes in den nächst größeren Sitz umsteigen.
Günter Trunz vom ADAC gibt Entwarnung: Bußgelder oder gar Punkte müssten Eltern nicht befürchten, wenn sie ihre Kinder vorwärts transportieren, denn die EU-Verordnung enthält Übergangsfristen. Aber: „Viele Eltern verschenken ganz viel Sicherheit, wenn sie ihr Kleinkind vorwärts transportieren“, so Trunz. Denn deren Körper könne die Wucht eines Aufpralls noch nicht auffangen.