Bochum. .

Im Theater Rottstraße 5 wurde die aktuelle Reihe „Rom - Traumastadt 2013“ um die nächste Folge erweitert. Nach „Caligula“ ist nun „Caesar“ an der Reihe.

Die spannende Frage „Wie wird Rom enden?“ lässt sich nach dieser zweiten Aufführung vielleicht schon beantworten: in Chaos, Tod und Gewalt.

Rockmusik und Luftschutzsirenen

Sehr frei nach „The Tragedy of Julius Caesar“ stellt Regisseur Hans Dreher ein Stück auf die Bühne, das als herber Mix aus Shakespeare, Rockmusik und Luftschutzsirenen ‘rüberkommt. Eindringlich werden Fragen zu Machterwerb, Machterhalt und Machtverlust gestellt, wobei der fiktionale Charakter dieses Römer-Krimis dadurch potenziert wird, dass Pompeius mit einer Frau besetzt wird, und dass die römischen Senatoren wie ein griechisch-antiker Sprechchor die Handlung begleiten.

Bei Shakespeare tummelte sich noch eine ganze Verschwörerhorde auf der Bühne, in der Rottstraße wird kräftig ausgedünnt: Hier entspinnt sich der Machtkampf allein zwischen Caesar (Maximilian Strestik), seinem Widersacher Pompeius (Maëlle Giovanetti-Metzger) und Caesars Neffen Octavius (Alexander Ritter). Der ist zwischen dem Wunsch nach Demokratie und der Loyalität zu seinem diktatorisch herrschenden Oheim hin und her gerissen, aber wie das an den berühmten Iden des März kulminierende Drama in diesem Fall ausgeht, soll hier nicht en detail verraten werden.

„Caesar“ ist stark gespieltes Low Budget-Theater. Der Imperator erscheint als müde gewordener Machtmensch, den Max Strestik als somnambul-brutalen Rotweintrinker anlegt. Alex Ritter spielt den Octavius anfangs als entsetztes Kind, das kotzen muss, als ihm der Onkel den Kopf eines Feindes in einer blutigen Plastiktüte serviert, und der am Ende doch das böse Handwerk der poolitischen Intrige verinnerlicht hat. Die betörende Maëlle Giovanetti-Metzger zeigt Pompeius, ziemlich erotisierend, als schlau argumentierenden Strippenzieher des Verhängnisses.

Über das darstellerische Moment hinaus, das besonders in den stillen Szenen (etwa bei Caesars Besuch in Pompeius’ Wohnung) Spannkraft entwickelt, überzeugt und verstört zugleich die Doppeldeutigkeit der Story. Weder Caesar noch Pompeius noch der sich nach dem Ableben des Onkels selbst zum Imperator aufschwingende Octavius sind als vollständig positive bzw. durch und durch negative Figuren angelegt. Politisch brisant ist dieser Bochumer „Caesar“ - darin Shakespeare verbunden -, da er die Frage um die Rechtmäßigkeit oder Verwerflichkeit eines Tyrannenmordes unverhohlen stellt.

Ein Abend zum Mitdenken.