Im Prinz Regent Theater macht sich Sibylle Broll-Pape an die Wiederbelebung von Yasmina Rezas „Kunst“ - und haucht dem längst totgespielt geglaubten Bühnenstück neuen Atem ein.

„Kunst“ war Mitte der 1990er Jahre DIE Komödie, ein Riesenerfolg allüberall, der seine Autorin blitzartig berühmt machte. Die Story ist so simpel wie schräg: Der smarte Dermatologe Serge hat sich ein Bild gekauft, ein weißes Ölgemälde mit weißen Streifen, für sage und schreibe 200 000 Francs! Serges stark von sich eingenommener Freund Marc findet das teure Gemälde schlichtweg „Scheiße“ - und fühlt sich durch den Kauf in seinen Wertvorstellungen, die er für ihre gemeinsamen hielt, angegriffen. Ein Wortgefecht entbrennt, in das Marc auch den gemeinsamen Freund Yvan hineinzuziehen versucht. Der aber ist ein Muttersöhnchen, und mag sich nicht entscheiden müssen. Die Freundschaft der drei wird hart auf die Probe gestellt.

Auf dem Flokati-Teppich

Rezas kurze Komödie (80 Minuten Spielzeit) schäumt im PRT äußerst kurzweilig auf. Die Bühne besteht aus einem Flokati-Teppich, zwei Sesseln und eben dem reinweißen Gemälde (als reinweiße Licht-Projektion im Hintergrund), wobei die Schauspieler die Leere durch ihr Spiel und ihre Dialoge füllen. Mimik, Gesten, Sprechpausen sind exakt abgezirkelt, man kann hier ein prima ineinander spielendes Räderwerk der Darstellungskunst besichtigen, das sich – wie das Stück selbst – leichthin aus sich selbst heraus zu entwickeln scheint. Dieser Regie-Zugriff wird Rezas Komödie sehr gerecht, denn „Kunst“ ist ein top gebautes Bühnenstück, das nach wie vor vortrefflich funktioniert.

Sibylle Broll-Pape nimmt das heitere Werk, in dem es immer auch ums Lachen an sich geht, also durchaus ernst, und damit so, wie es von der Autorin gedacht war (es ist eben nicht „gehobener Boulevard“). Und sie verfällt zum Glück nicht dem Fehler, Yasmina Rezas Witz klamaukig zu verkleistern (wie es zuletzt Alan Ayckbourns „Stromaufwärts“ im Schauspielhaus passierte). Bei minimalster Ausstattung weiß die Regisseurin ihr kleines Ensemble perfekt zu führen. Wolfram Boelzle (Marc), Stephan Ullrich (Serge) und der hinreißende Gerhard Roiß als Yvan verpassen durch ihr unaufgeregtes, punktgenaues Spiel dieser unverwüstlichen Konversationskomödie den zeitgemäßen Feinschliff. Ein feines „Kunst“-Stück!