Bochum/Witten. Ein 51-jähriger Dolmetscher aus Witten hat am Dienstag vor dem Landgericht in Bochum zwei Raubüberfälle auf Bochumer Sparkassenfilialen gestanden. „Irgendwie musste an diesem Tag Geld her“, dachte er vor seinem ersten Raubzug. Nachdem er so viel Geld erbeutet hatte, bekam er plötzlich Angst, selbst überfallen zu werden.
„Irgendwie musste an diesem Tag Geld her.“ Das ging einem 51-jährigen Dolmetscher durch den Kopf, als er am 13. September die Sparkasse an der Markstraße 126 in Bochum überfallen haben soll. Am Dienstag gab er das vor dem Landgericht zu. Auch einen zweiten Sparkassen-Überfall räumte er ein.
Der Übersetzer aus Witten schildert die Taten und ihre Vorgeschichte mit einer Redseligkeit bis hin zur Geschwätzigkeit. „Ich hasse Gewalt!“, betonte er so kräftig, als sei er eigentlich ein moralischer Saubermann. In ausschweifenden Darstellungen spricht er von der Krankheit seiner Ex-Ehefrau („Wir sind zwar geschieden, haben uns aber eigentlich nie getrennt“), seinem angeblichen Kokainkonsum („Mit Kokain bin ich nicht mehr rational“) und von seinen Schulden, darunter Roulette-Schulden. „Das ist der Grund für diese Überfälle.“ Um seine Geldnot zu lindern, hatte er bereits den Familienschmuck in einem Pfandkredithaus versetzt.
„Ich habe eine geladene 45er in der Tasche.“
Am 13. September trieb sich der Dolmetscher mal wieder im Bereich der Girondelle in Steinkuhl herum. Die dortige Sparkasse hatte er schon ins Auge gefasst. Kurz vor 18 Uhr setzte er sich zur Maskierung eine Mütze auf und klebte sich ein riesiges weißes Pflaster auf die Nase. Laut Anklage drohte er dem Kassierer: „Ich habe eine geladene 45er in der Tasche. Mach keinen Blödsinn.“ Zur weiteren Einschüchterung soll er seine Hand in der Jackentasche gehabt haben. Er ließ sich 10.000 Euro geben und flüchtete mit seinem Auto. Unterwegs will er aus Angst vor der Polizei fast die ganze Beute aus dem Autofenster geworfen haben. „Es war wie im Film. Ich war wie ein Filmheld.“
Am Nachmittag des 10. Oktober brach er erneut mit dem Auto zum Bankraub auf. Diesmal war die Sparkasse „Am Thie“ in Eppendorf dran. Maskierung: Sonnenbrille, Pudelmütze, aufgeklebter Schnurbart. Noch immer hatte er damals das Gefühl von sich: „Du bist kein Bankräuber.“ Diesmal drohte er offen mit einer Gaspistole. Die Kassiererin gab ihm 12.000 Euro. Wenige Stunden später wurde er von der Polizei in einem Pfandkredithaus in der Bochumer Innenstadt überwältigt: Er wollte gerade seinen Schmuck auslösen. In seiner Wohnung fand die Kripo später ein Päckchen mit Schnurbärten, gekauft im Internet.
Jahrelange Haft droht
Im Laden, erzählte er den Richtern wortreich, habe er plötzlich Sorge gehabt, mit seinem vielen Geld überfallen zu werden. Er habe damals gedacht: „Das fehlt mir noch: Was ich alles durchgemacht habe - und dann werde ich auch noch überfallen! In diesem Moment kommt das Kommando rein. Tatsächlich, ich werde überfallen.“
Dem Angeklagten - zurzeit JVA Bochum - droht eine lange Haftstrafe.