Bochum. . Zahlreiche Frauen - und auch einige Männer - kamen am Wochenende zur „handmade“, die Ausstellung für kreatives Gestalten mit mehr als 100 Anbietern in den Ruhrcongress. „Nähen trifft den Nerv der Zeit“, hieß es dort.
Sie waren ganz klar in der Unterzahl, die Herren der Schöpfung, saßen bestenfalls teilnahmslos in der Ecke, auf das Ende des Tages wartend. So wie Berthold Schütte und Franz-Josef Salm. „Wir haben erst heute Morgen erfahren, dass wir nach Bochum fahren müssen“, so die beiden Männer. In den RuhrCongress, zur „handmade“, die Ausstellung für kreatives Gestalten mit mehr als 100 Anbietern.
Angekündigt hatte die Messe tags zuvor Karin Wittenmeier auf QVC. Wer ist Karin Wittenmeier? „Die kennen Sie nicht?“, fragen die beiden Männer entsetzt. „Eine Verkaufsgröße für Bastelartikel auf dem offensichtlich beliebten Verkaufssender.“
An einem der größten Stände schoben sich die Frauen durch die engen Gänge und füllten die Einkaufskörbe mit Aufklebern, Kerzen und Kleber. Nähen, Basteln, Filzen, Stricken ist so „in“ wie nie zuvor. Was einst als Zeitvertreib für ältere Damen galt, wandelte sich längst zum Trend selbst für quirlige Teenager. „Es tut sich eben viel in dieser Szene“, weiß Vanessa Kudraß, Projektleiterin der Messe.
„Das spricht vor allem junge Leute an“
Die Stoffe, die so farbenfroh daherkommen, tragen ebenso zur Entwicklung bei wie Internetplattformen namens „dawanda.“ Hier kann jeder seine selbst gemachten Kunstwerke in einem Online-Shop verkaufen. „Das spricht vor allem junge Leute an“, so die Veranstaltungsfrau.
An den Nähmaschinen von „Marcis Nähschule“ saßen Mütter wie Töchter und verarbeiteten die Stoffe zu hübschen Kleidungsstücken. „Nähen trifft einfach den Nerv der Zeit, vor allem in Bochum wird viel genäht“, weiß Tanja Marczinczik. Die Handarbeitsexpertin bietet an der Kortumstraße Nähstunden für Kinder (ab 9) an. Auch das Mutter-Kind-Nähen liegt voll im Trend, die Kurse sind stets ausgebucht.
Wie beliebt das individuelle Produkt ist, bestätigt auch Charlotte Sollman. Die 28-Jährige betreibt mit ihrer Mutter Margret einen Laden mit selbst hergestellten Kleidungsstücken an der Brückstraße. „Die Leute wollen einfach wieder Qualität.“ Individuell soll es natürlich auch sein.
Eulen sind der Renner
Doch mit der Individualität ist das ja so eine Sache, wenn sich Trends breit machen. „Eulen-Manie“, nennt es Besucherin Fritzi Schäfer, die sich eine Eulentasche gekauft hat, mit nur einem Ziel: „Ich werde sie mehrfach nachnähen und verkaufen.“ Denn Eulen sind in der Handarbeitszene einfach der Renner.
„Im letzten Jahr waren es Pilze, in diesem Jahr Eulen“, sagen Annika Kutscher und Ilka Müller-Holtkamp. „Nur auf´m Kaffee“, so der Name ihres Labels. Die Frauen trafen sich in ihrer Freizeit auf einen Kaffee -- und weil die beiden Freundinnen Langeweile hatten, fingen sie an zu nähen. „Das Resultat steht nun hier“, sagen sie und zeigen dabei auf die Taschen, mit Eulen verziert, Applikationen, in Eulenform oder einer Buchstütze, natürlich in Form des beliebten Tieres.