Bochum. Tausende Schüler haben am ersten Tag die 6. Berufsbildungsmesse im Ruhrcongress besucht. Bei mehr als 100 Betrieben und allen universitären Einrichtungen der Stadt konnten sie sich informieren. Zum Trend gehört das Bestreben der Unternehmen, künftige Schulabgänger von Azubis informieren zu lassen.

Zehn Jungs um einen mit Laptops und Fischertechnik bestückten Tisch, eine junge Frau mit Kopftuch und Säge in der Hand, Dutzende von Info-Ständen und Grüppchen von Schülern mit prallgefüllten Tüten – das ist die 6. Berufsbildungsmesse Mittleres Ruhrgebiet im Ruhrcongress. Sie ist ein Eldorado für Tausende Jugendliche, die über kurz oder lang eine Berufsausbildung oder ein Studium beginnen wollen.

Tuba Gedik weiß schon ziemlich genau, was sie will. „Das interessiert mich sehr“, sagt die 21-Jährige und legt eine stattliche Säge aus der Hand, mit der sie so eben ein Stück Kantholz abgeschnitten hat. Zimmermann (?), Zimmerfrau (?), Zimmerin, das wäre etwas für die junge Frau, die momentan an einer Berufsvorbereitungsmaßnahme teilnimmt und die eine Lehrstelle. Umschauen will sie sich auf der Messe und Eindrücke sammeln.

Einen Überblick verschaffen

„Viele sind noch ein bisschen schüchtern“, sagt Elias Wahl am Info-Stand von Holzbau Schindler. „Aber wenn man sie anspricht, sind sie sehr interessiert“. Der 22-Jährige macht eine Ausbildung zum Zimmermann und kann sich noch gut an die Zeit erinnern, in der er selbst auf der Suche nach einer beruflichen Zukunft war.

Einen Überblick über die Möglichkeiten zu bekommen, helfe sehr. Auch und gerade für ihn, der nach dem Abitur und vor einem möglichen Studium eine handwerkliche Ausbildung machen wollte. Warum in einer Zimmerei? „Holz ist ein schönes Material und die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll.“ Mehr als 100 Unternehmen nehmen an der Messe teil. Und bei vielen stehen Auszubildende am Stand, um den Schulabgängern aus erster Hand und auf Augenhöhe einen Einblick in die Berufswelt zu geben. Kleine Experimente oderAufgaben gehören dazu – mit der expliziten Aufforderung: bitte anfassen.

Von der Arbeitsagentur bis zum Zdi-Zentrum

Auch an diesem Donnerstag geht es im Ruhrcongresse, Stadionring 20, weiter. Von 9 bis 16 Uhr präsentieren sich mehr als 100 Arbeitgeber, angefangen von der Agentur für Arbeit bis zum Zdi-Zentrum, einem regionalen Netzwerk, das Mint-Berufe und Mint-Studium anbieten (Mint steht für die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).

Allein 33 Unternehmen – von Aldi bis Wollschläger – biete ein duale Ausbildung mit Studium und Lehre an.

Denn die Zeiten werden härter für Anbieter von Lehrstellen und etwas entspannter für die designierten Azubis. Die demografische Entwicklung und der Trend, einen möglichst anspruchsvollen Schulabschluss zu erlangen, bereitet gerade dem Handwerk Sorge. Woher sollen die Azubis kommen, wenn etwa an einer Schule wie der Fridtjof-Nansen-Realschule in Kamen der überwiegende Teil der Zehntklässler nicht ab-, sondern weiter zur Schule geht.

Schüler an das Thema Ausbildung heranführen

„Bei einigen mag das auch daran liegen, dass sie lieber das Bekannte wählen, statt sich auf das Unbekannte einzulassen“, vermutet Schulrektor Peter Wehlack. Er ist überzeugt, dass Messen wie diese die richtige Form sind, um Schüler niederschwellig an das Thema Ausbildung heranzuführen. „Aber man muss das auch im Unterricht zum Thema machen.“

Alles Weitere hängt von jedem einzelnen ab. „Wer sich informieren will, bekommt hier genügend Infos“, sagt Herbert Reinke. Der Gymnasiast würde am liebsten etwas in der Veranstaltungsbranche machen, schaut sich aber auch nach Alternativen um. Auch ein Studium sei möglich. Sagt’s und lauscht den Worten von Elektroniker Pete Batosch.

Der Mann vom Innovationszentrum Schule-Technik erteilt der zehnköpfigen Jungengruppe den Aufrag, mit Fischertechnikteilen und einer Prozesssteuerung einen Handtrockner zu bauen. Starke Sache. Jetzt müssen sie beim IST nur noch überlegen, was sie bauen lassen, um auch mal Mädchen an den Tisch zu kriegen.