Bochum. . Wieder Ärger um das Neubaugebiet „Dorneburger Mühlenbach“ in Riemke: Viele bauwillige Bürger wollten schon lange in ihr neues Zuhause eingezogen sein, doch der Baubeginn verzögert sich erneut. Eine Familie befürchtet dadurch sogar Mehrbelastungen in Höhe von bis zu 50.000 Euro.

„Im Neubaugebiet wächst der Frust“, titelte die WAZ Anfang März diesen Jahres zu einem Bericht über das Neubaugebiet „Dorneburger Mühlenbach“ in Riemke. Dort gab es enorme Probleme bei der Baureifmachung des Geländes. Die Stadt verkauft an der Zillertalstraße 22-Einfamilienhaus-Grundstücke ohne Bauträgerbindung. Mittlerweile ist der Frust aber immer noch weiter gewachsen. Etwa beim Ingenieur Heiko Rahm (33). Der Familienvater hatte sich vor anderthalb Jahren ein Grundstück reservieren lassen und geplant, im Herbst 2012 mit dem Bau einer Doppelhaushälfte loszulegen. Mittlerweile muss er davon ausgehen, dass er erst fast zwei Jahre später die Grundsteinlegung für sein Haus erleben kann. Frühestens.

Die Situation sei "für viele bauwillige Familien nicht mehr zumutbar“ und persönlich stark belastend, sagt er. Er habe bereits die siebte Verzögerung hinnehmen müssen. In einem Brandbrief an Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz schrieb er: „Gerade mit dem neu entwickelten Wohnbaulandkonzept ist es erklärtes Ziel der Stadt, junge Familien in der Stadt zu halten oder anzuwerben. Nach meinen Erfahrungen würde es mich eher zu einem Verlassen der Stadt drängen, wie es viele Familien in meinem Freundeskreis schon getan haben.“

„Der Baufortschritt ist geringer als die Firma im Vorfeld geschätzt hat“

Grund der Verzögerung sind mit Kupferschlacke belastete Bettungssande, die eine Baufirma fälschlicherweise beim Kanalbau verwendet hatte. Sie müssen mühsam wieder aus dem Erdreich abgesaugt werden. Seit 9. September findet das statt. Jedoch so langsam, dass die Stadt ihren Terminplan, noch dieses Jahr fertig zu sein, erneut nach hinten revidieren musste. „Der Baufortschritt ist geringer als die Firma im Vorfeld geschätzt hat. Sie hatte keine Erfahrungen mit dieser Rückbau-Technik“, teilt die Stadt mit. Noch sei es „nicht möglich, seriös einen Fertigstellungstermin zu nennen“. Die Baufirma sei freilich „mit großem Engagement“ bei der Arbeit.

Grob geschätzt soll es nun bis Frühjahr dauern, bis die Stadt ihre Grundstücke endlich an die bauwilligen Familien verkaufen kann. Bis zum tatsächlichen Baubeginn der Häuser gehen dann naturgemäß weitere Wochen ins Land.

220 Euro pro Quadratmeter

„Die Baumaßnahme wird also zwischen 100 und 200 % länger dauern als geplant“, sagt Rahm. Dadurch erleide er auch finanzielle Verluste. Durch steigende Zinsen und Baukosten über die Laufzeit müsse er mit rund 50 000 Euro Mehrkosten rechnen. Noch bleibt Rahm, ein waschechter Bochumer, bei der Stange. Es mangele an alternativen, bezahlbaren Grundstücken. Von den bisher 14 Kaufinteressenten, die reserviert haben, ist einer jedoch bereits abgesprungen.

Der Kaufpreis pro Quadratmeter beträgt 220 Euro. Beiträge für die Erschließung sollen dann aber nicht mehr anfallen. Die Kosten für den Austausch der belasteten Bettungssande übernimmt die Baufirma aus Castrop-Rauxel - ohne Anerkennung einer Rechtspflicht. Ohne diese Bereitschaft hätte die Stadt dies selbst machen müssen. Dann hätte sich die Baureifmachung aber noch weiter erheblich verzögert - wegen der notwendigen Ausschreibungs- und Vergabemodalitäten.