Bochum. Nach der Gaststätte “Kortländer“ ist noch heute die Gegend, in der sie liegt, benannt. Bis in die 1980er Jahre trafen sich hier die Bochumer.
Am Ende der Brückstraße, wo Dorstener und Herner Straße beginnen, liegt die Gaststätte Kortländer, nach der diese Ecke immer noch benannt wird, auch wenn es das Bochumer Traditionslokal schon lange nicht mehr gibt – heute ist dort ein Frisör heimisch.
Bereits 1880 erscheint Ferdinand Kortländers Haus im Bochumer Adressbuch, „wobei gleichzeitig empfehlend auf den geräumigen Konzertsaal, den schattigen Garten und die Brückenwaage hingewiesen wird“, entnimmt man einer alten Chronik.
Das alles ist längst verschwunden, nur das Haus selbst hat mit seiner neoklassizistischen Fassade den Zerstörungen des Krieges widerstanden und sieht heute im Prinzip noch genauso aus wie auf dem Foto, das 1949 zum Deutschen Katholikentag entstand – was denn auch den Fahnenschmuck im Stadtbild erklärt.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Rechts verläuft zwischen dem Kortländer-Haus und den stehengebliebenen Kriegsruinen die Herner Straße, wobei der Blick die Straße entlang auf die Häuserzeile an der Widumestraße fällt, die heute noch steht. Auch einige der links und rechts angrenzenden Häuser mit ihren im Vergleich zum Kortländer hohen Fassaden sind erhalten, manche in ihrer alten Form, wie das Haus mit dem italienischen Laden „Coniglio“ (hinter dem Kortländer).
Gebäude im schlichten Stil des Wiederaufbaus
Andere mehrgeschossige Gebäude sind im schlichten Stil des Wiederaufbaus nach wie vor zu bewundern. Die Kronen-Apotheke (rechter Bildrand) wurde Anfang der 1950er in einem neuen Gebäude an alter Stelle wieder eröffnet. Direkt daneben sind u.a. der (ehemaligen) Fotoladen Lohoff (heute Fotostudio Llemandeo) und das stadtbekannte Spielwaren- und Kostümgeschäft Umbach-Schamell zu finden. Direkt gegenüber befindet sich mit dem „Paddy’s“ der dienstälteste Irish Pub Bochums.
Noch bis in die 1920er Jahre stand auf einer Verkehrsinsel unmittelbar vor dem Kortländer ein Wartehäuschen der Straßenbahn. Die Haltestellen, an denen anno 1894 die ersten „Elektrischen“ im Bochumer Stadtgebiet in Richtung Herne zockelten, sind nach dem Krieg – mit dem grundlegenden Umbau der Straßenführungen an dieser Ecke der Stadt - nach weiter hinauf zur Brückstraße verlegt worden.
Bei Kortländer gab es Bier als Wanne-Eickel
Der Kortländer war als gesellige „Anlaufstelle“ (nicht nur) nach Feierabend bis in die 1980er Jahren eine feste Größe in der Bochumer Gaststätten-Landschaft. Auch wenn mancher früher mit dem Bier dort nicht wirklich klar kam: Ausgeschenkt wurden nämlich keine Bochumer Marken, sondern Hülsmann-Bier - aus Wanne-Eickel.
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