Mit 101 Schuss wurde das Kaiser-Wilhelm-Denkmal enthüllt
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Bochum. Die fast acht Meter hohe Bronzefigur stand seit 1904 vor der Villa Marckhoff in Bochum. Schon im Zweiten Weltkrieg wurde sie eingeschmolzen.
Ganz Bochum war auf den Beinen, alle Kirchenglocken läuteten, die Fahnen wehten, und vom nahen Stadtpark aus wurden 101 Schuss Salut abgefeiert. Das war am 2. Oktober 1904, vor 109 Jahren, als das Kaiser-Wilhelm-Denkmal enthüllt wurde.
Nur noch die ganz Alten können sich überhaupt daran erinnern, dass es auch in Bochum einst solch ein Denkmal zu Ehren des „alten Kaisers Wilhelm“ gegeben hat. Kein Wunder: Bereits im Zweiten Weltkrieg war das wuchtige Stück demontiert und eingeschmolzen worden. Die Rüstungsproduktion war wichtiger geworden als die in Bronze gegossene Verneigung vor dem „Kaiser der Reichsgründung“ von anno 1871/71.
Wo es stand, dieses Denkmal? Auf dem Platz vor der Villa Marckhoff, direkt neben der Goethe-Schule, heute der frisch umgestaltete öffentliche Begrüßungsbereich des Kunstmuseums. Der lang gestreckte Platz war früher eine von niedrigen eisernen Absperrungen eingefasste Rabatte („Betreten verboten!“), und das Denkmal an der Stirnseite der „Stolz der Bevölkerung“, wie es in der Chronik heißt: Fast acht Meter hoch, alle Figuren aus Bronze gegossen.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Auf einem Marmorsockel stand Kaiser Wilhelm, etwas zurückgesetzt wachte eine wehrhafte Walküre und rechter Hand des preußischen Kaisers, auf einer Bank sitzend, mahnte Kaiser Barbarossa an die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutschen Nationen.
Im Hintergrund, als Relief, ein Adler, die Wappen der deutschen Bundesfürsten in seinen Schwingen – also der ganze, voll orchestrierte deutsch-nationale Stoff, nach dem die vorletzte Jahrhundertwende hungerte. Anderswo sprechen das „Deutsche Eck“ in Koblenz oder das Niederwald-Denkmal in Rüdesheim dieselbe historische (Formen)sprache.
Denkmal aus Spenden finanziert
Das wuchtige Kaiser-Denkmal ist als Teil der Bochumer Geschichte trotzdem ein Erinnerungsfühler, was sich auch vor fast zehn Jahren bei der Benefiz-Aktion zu Gunsten der Fassaden-Rettung der Villa Marckhoff – heute Teil des Museums – erwies. Da stöberten Goethe-Schüler in der Vergangenheit ihrer schulischen Nachbarschaft und stießen dabei auf die Tatsache, dass die heutige Kortumstraße einst, in Anlehnung an das Denkmal, Kaiser-Wilhelm-Straße hieß.
Und dass das Ehrenmal nicht „von oben“ verordnet worden, sondern aus freiweillgen Spenden der Bochumer erwachsen war: „Hunderte von treuen Arbeitern hatten ihr Scherflein aus patriotischen Herzen gespendet.“ So werden sie auch die 101 Salutschüsse mit „Hoch!“-Rufen begleitet haben.
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