Bochum. Im Rahmen der 6. Berufsbildungsmesse Mittleres Ruhrgebiet „Was geht?“ haben Friedensaktivisten gegen die Teilnahme der Bundeswehr demonstriert. Das Bochumer Jugendamt als Veranstalter sprach ein Hausverbot gegen die Demonstranten aus. Während der Veranstaltung kam es zu einer lebhaften Debatte über die Bundeswehr als Arbeitgeber.

Vor dem Ruhrcongress demonstrierten am Mittwoch Friedensaktivisten gegen die Teilnahme der Bundeswehr an der 6. Berufsbildungsmesse Mittleres Ruhrgebiet „Was geht?“. Das Jugendamt als Veranstalter hatte ein Hausverbot gegen die Demonstranten ausgesprochen.

Es hätte offiziell dabei sein können. Das Angebot, mit einem Stand im Ruhrcongress vertreten zu sein, hatte das Friedensplenum im Vorfeld aber ebenso abgelehnt wie eine Teilnahme an der Podiumsdiskussion zum Thema „Bundeswehr – ein ganz normaler Arbeitgeber?“. Als zur Eröffnung der Messe diverse Friedensgruppen versuchten, mit Transparenten („Unsere Kinder kriegt ihr nicht“) und T-Shirt-Aufschriften wie „Kein Werben fürs Sterben“ gegen die Teilnahme der Bundeswehr an der Messe zu protestieren, wurden sie der Halle verwiesen. Das Jugendamt als Veranstalter erteilte ein Hausverbot.

Von einem Novum sprach Martin Budich (Soziales Zentrum): „Fünf Ratsmitglieder werden bei einer städtischen Veranstaltung des Hauses verwiesen.“ Zu ihnen gehörte Ralf Feldmann (Die Linke), der fragte, „auf welcher rechtlichen Grundlage“ den Schülern verwehrt wurde, Flyer der Demonstranten mit in die Congresshalle zu nehmen.

Es kam zu einer lebhaften Debatten

„Ein Missverständnis“, hieß es dazu bei der Stadt. Jugendamtsleiter Dolf Mehring wollte seine Anweisung an das Sicherheitspersonal konkretisieren. Diese sollten verhindern, dass Flyer in der Halle verteilt werden, nicht aber einzelnen Personen die Infos abknöpfen.

In besagter Podiumsdiskussion kam es zu einer lebhaften Debatte um die Frage, ob die Bundeswehr, die diesmal lediglich für zivile Berufe werben durfte, ein Arbeitgeber wie jede andere sei. Ein Plus war es, dass es Moderatorin Katja Leistenschneider gelang, Schüler aus der Zuhörer- in die Teilnehmerrolle zu bewegen. Indes hätte die Debatte mehr Teilnehmer verdient gehabt, als in den kleinen Saal passten.

Stimmen aus der Podiumsdiskussion: 

„Die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber. Der Unterschied zur herkömmlichen Berufswelt liegt darin, dass zur Tätigkeit eines Soldaten auch gehört, mit seinem Leben für unser Volk einzustehen.“ Hauptmann Martin Sommer, Jugendoffizier

© Ingo Otto / WAZ FotoPool

„Ich bin dankbar, dass Herr Sommer das so klar sagt. Die Bundeswehr transportiert oft ein Image von Abenteuer und Technik. Sie sollte nicht auf so einer Messe auftreten und auch nicht an Schulen kommen.“ Ulrich Kriegesmann, Vorsitzender GEW Bochum

„Aus meiner Sicht geht es nicht um Werbung, sondern um Information. Deshalb kommt die Bundeswehr zu meiner Schule. Schüler und Eltern sollten sich vor dem Hintergrund einer breiten Information entscheiden.“ Peter Wehlack, Realschul-Direktor in Kamen

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Die Arbeit bei der Bundeswehr ist keine wie jede andere. Und das kann zu Konflikten führen. Aber ich glaube nicht, dass wir diese verhindern, in dem wir die Bundeswehr von einer Bildungsmesse fernhalten.“ Martin Feldmann, Jugendpfarrer in Bochum.